Wordsmiths: Heather McCrae

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Wordsmiths: Heather McCrae

Rüsterweg featuring wordsmiths: vierte Ausgabe in der Reihe.

In der Reihe „wordsmiths“ will ich Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit bieten, sich als Profi im Sprachenbereich zu präsentieren. Den Auftakt hatte Jessica Link gemacht, danach stellten sich Sabine Ide und Sergio Paris meinen Fragen.

Heute hat sich meine englische Kollegin Heather McCrae bereit erklärt, meine Fragen zu beantworten.

Heather, du hast ein Technikdiplom und einen Abschluss in deutscher Sprache und Chemie. Was fasziniert dich an diesen Fachgebieten? Und wie wichtig ist eine Spezialisierung in unserem Beruf?

Ich habe immer eine tiefe Neugier dafür gehabt, wie Dinge funktionieren und wie sie entstehen, vielleicht wegen meines Vaters, der sehr gerne Modellflugzeuge, -schiffe und
-helikopter baute. Meine Eltern haben meine Neugier gefördert und mir vieles beigebracht. Als ich mit 29 wieder angefangen habe zu studieren, fand ich Technik und Chemie faszinierend, daher habe ich erst ein BTEC-Diplom in mechanischer Fertigung gemacht. Und da ich schon ziemlich gut Deutsch konnte, habe ich mich danach für die Fächer Chemie und Deutsch an der Uni entschieden.

Darauf aufbauend hast du ein MA in Translation – und das mit Auszeichnung – erlangt. Wie kam es dazu?

Während meiner Hochschulzeit musste ich ein Praktikumsjahr im Labor absolvieren. Ich habe zehn Monate in einem Forschungsinstitut für Naturkautschuk in England verbracht. An sich war die Chemie immer noch faszinierend, aber ich habe dort gemerkt, dass du als Chemiker quasi gezwungen bist, nur ein winziges Fachgebiet zu bearbeiten. Du könntest deine ganze Karriere damit verbringen, nur ein paar chemische Reaktionen oder Bindungen zu untersuchen. Daher habe ich nach etwas mit Sprachen gesucht und das MA in Translation gefunden. Das Studium war sehr interessant, und ich habe dort meine Vorliebe für technische Übersetzungen weiter ausgebildet.

Welche Dienstleistungen bietest du außer dem reinen Übersetzen an?

Ich biete auch Korrektorat und Lektorat an.

Du bist seit 26 Jahren selbstständig. Was gefällt dir daran besonders? Auch an dich die Frage: Würdest du jüngeren Menschen empfehlen, sich im Sprachenbereich selbstständig zu machen?

Mir gefällt es, selbstständig zu sein, weil ich Hierarchien nicht mag, ich lasse mir nicht gerne sagen, was ich zu tun habe. 😊 Ich kann normalerweise bei den Aufträgen aussuchen, was mir gefällt. Und die Tatsache, dass ich meinen Tag so organisieren kann, wie ich das möchte, ist für mich das Beste daran.

Ich denke, es gibt in Zukunft noch genug Arbeit im Sprachenbereich, aber es wird vielleicht anders aussehen, mit viel mehr Technologie im Vordergrund. Eine Sprachbegabung allein wird nicht mehr reichen, neue Sprachmittler müssen auch technik-affin sein, sich mit IT auskennen, mit maschineller Übersetzung, und daher viel mehr anbieten als reine Übersetzung. Gute Marketing- und Business-Kenntnisse sind auch wichtig.

Du lebst in Deutschland, also recht weit weg von deiner britischen Heimat. Wie pflegst du deine Muttersprache und wie wichtig ist das?

Es ist extrem wichtig, seine Muttersprache zu pflegen und up-to-date zu bleiben – sowohl im Hinblick auf die Fachterminologie, besonders im eigenen Fachgebiet, als auch auf die „normale“ Sprache. Ich lese sehr viel über Technologie und Wissenschaft im Internet, habe verschiedene Fachzeitschriften abonniert und lese auch privat hauptsächlich in englischer Sprache. Dazu kommen viele technische Newsletters und Fachtexte in deutscher Sprache, so bleibe ich am Ball in beiden Sprachen.

Wie kommst du an deine Aufträge, wo findest du Kunden?

Zurzeit bekomme ich meine Aufträge durch Direktkunden, Agenturen und Kollegen. Da ich in den Social Media sehr präsent bin und intensiv mit vielen anderen Sprachmittlern rund um die Welt interagiere, kommt mittlerweile ein Großteil meiner Aufträge durch Kollegen und Weiterempfehlungen von Kollegen. Networking lohnt sich. Es ist auch extrem wichtig, zuverlässig und professionell zu sein, damit wird die Zusammenarbeit mit Kunden und Kollegen sehr viel angenehmer für beide Seiten.

Ganz herzlichen Dank, liebe Heather, für diese Ausführungen.

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