Falscher Freund (4): Chicoree

0
Falscher Freund (4): Chicoree

Nicht mehr so bitter wie früher – einfach probieren!

Das aus Belgien stammende Gemüse wird in Deutschland – wenn überhaupt – als Rohkostsalat verzehrt. Dabei bietet die weiße Knospe mit den gelben Rändern viel mehr Möglichkeiten.

In Frankreich, Belgien und in den Niederlanden landet Chicoree quasi wöchentlich auf den Tisch. Auch in der Schweiz wird er gerne serviert. Stiefmütterlich behandelt wird Chicoree allein in Deutschland, wo er immer noch als „bitterer Salat“ gilt. Dabei ist er heute durch gezielte Züchtung längst nicht mehr so bitter wie früher.

Rohkostvariationen

Der preiswerte und ausgesprochen gesunde Chicoree kann sowohl roh als auch gekocht verarbeitet werden. In Kombination zum Beispiel mit Lachsstreifen und frischen Champignons oder mit Äpfeln, gekochtem Schinken und Walnussdressing wird ein ganz besonders schmackhafter Rohkostsalat gezaubert.

Auch für pikante Dips ist Chicoree ideal. Als „Schiffchen“ zum Servieren von leckeren Vorspeisen eignet er sich besonders gut. Eine pfiffige Idee, wenn Sie Gäste bewirten.

Gekocht: vielseitig und ebenso lecker

Gekocht ist Chicoree vielseitig verwendbar. Hier einige Beispiele:

Blanchiert (2-3 Minuten), mit Fleisch (zum Beispiel fein würziges Hackfleisch) in einer Gratinform kombiniert und mit Käse überbacken. Wenn Sie Vegetarisches bevorzugen, nehmen Sie statt Fleisch zum Beispiel eine Nussmischung (Walnüsse und Macadamia, nicht zu klein gehackt).

Ebenfalls 2-3 Minuten blanchiert zur Putenroulade verarbeitet: auf die rohe Putenroulade je nach Größe des Geflügelstücks 2-3 blanchierte Chicoreeblätter legen, entweder so einrollen oder mit einer Paste aus Senf, Kurkuma, Chili und gehackten Nüssen Ihrer Wahl bestreichen und dann einrollen.

Mögen Sie Risotto? Dann probieren Sie mal ein Chicoree-Risotto, eventuell mit Pfifferlingen oder Steinpilzen.

Auch einfach nur kurz gedünstet mit Räucherlachs und einer feinen Dillsauce serviert ist Chicoree ein schnell zubereitetes und leckeres Gericht.

Selbst zu Schaumsüppchen verarbeitet macht Chicorée eine gute Figur. Hierzu die Chicoreeblätter 8-10 Minuten in Gemüsebrühe garen, pürieren, geschlagene (sog. süße, aber natürlich ungesüßte) Sahne einarbeiten. Garnieren Sie einfach, wie Sie möchten: mit Lachstreifen oder gerösteten Pinienkernen zum Beispiel. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Feines Dessert

Und schließlich sollten Sie unbedingt diese blitzschnell zubereitete Nachspeise probieren: Äpfel raspeln, mit Zitronensaft beträufeln, Chicoree sehr fein schneiden, mit Orangenscheibchen vermengen, etwas Grand Marnier – das Ganze mit Schokoeis serviert – ein Traum!

Ein falscher Freund? Warum?

Wie erwähnt, stammt Chicoree aus Belgien. Dort wird er auch chicon oder Witloof genannt, Letzteres bedeutet auf Flämisch „weiße Blätter“. In Frankreich wird Chicoree auf dem Markt je nach Region endivette, chicorée de Bruxelles (nicht zu verwechseln mit choux de Bruxelles, dem Rosenkohl) oder – wie schön – Perle du Nord bezeichnet, Letzteres, weil Chicoree in Frankreich, dem größten Produzenten Europas, hauptsächlich im Norden angebaut wird. Die Benennung endivette ist dadurch entstanden, dass beim allerersten Eintrag im Vorfeld der ersten Importe der zuständige Sachbearbeiter mit seinem Stift in der Liste einfach eine Zeile nach unten gerutscht ist und cichorium endivia anstelle von cichorium intybus, wie die Bodenfrucht in Belgien geführt wurde, angekreuzt hat.

In Deutschland bezeichnet das Wort Endivie wiederum einen grünen Salat – wie hier auf dem Foto (links). Dieser wird in Frankreich scarole genannt.

Ach ja, wenn ein Franzose sagt, dass er zum Frühstück une tasse de chicorée trinkt, dann meint er Zichorienkaffee, also Kaffeeersatz oder, wie meine deutsche Oma sagte, Muckefuck, in Deutschland auch unter dem Markennamen Caro bekannt.

Wie Sie sehen, alles in allem ein großes Durcheinander.

Bon appétit !

LEAVE A REPLY

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .