Kennen Sie dieses Wort? Nein? Was könnte das sein?
Mit nur fünf Wörtern im Gepäck sind wir Spracharbeiter* arm dran – im wahrsten Sinne des Wortes – und Sprachliebhaber* erst recht. Deshalb haben jetzt weitere vom Aussterben bedrohte Wörter oder auch regionale „Spezialwörter“ die Chance, in die ewige Liste aufgenommen zu werden. Heute: das Grünesputsche.
Sie wissen nicht, was das ist? Keine Bange, dann will ich Ihnen gerne die Geschichte des Grünesputsches erzählen.
Um die Jahrhundertwende 1899-1900 boten Frauen aus Rodalben, einem kleinen Städtchen im rheinland-pfälzischen Landkreis Südwestpfalz, auf dem Pirmasenser Wochenmarkt frisches Suppengemüse aus ihren eigenen Gärten zum Verkauf an. Sie banden Petersilie, eine Stange Lauch, ein Stück Sellerie und 1-2 Möhren zusammen und nannte das Ergebnis „Grünesputsche“. Der damalige Preis betrug 3 Pfennige. Wer zwei Grünesputsche auf einmal erwarb, bekam sie für fünf Pfennige, die größeren „Putschen“ kosteten sage und schreibe 10 Pfennige.
Die Landfrauen priesen ihre Ware mit dem Marktruf „Rodalber Grünesputsche, äna-drei, zwä-fünf, die große zeeh Pfennig“ lautstark an und hatten damit großen Erfolg. So kam es, dass die Pirmasenser den Rodalbern den Spitznamen „Grünesputsche“ gab. Die Tradition wurde in Rodalben über all die Jahrzehnte fortgeführt, und heute sind die Einwohner von Rodalben stolz auf dieses Markenzeichen. Zu Ehren des Suppengrüns, das die Gemeinde weit über die Grenzen ihrer Gemarkung bekannt gemacht hat, wird jedes Jahr Mitte August ein zweitägiges Straßenfest unter dem Namen „Grünesputschefest“ veranstaltet.
Das Grünesputsche wird in anderen Pfälzer Dörfern auch Grünesbusch oder Grünesbutsche. Im Rest der Bundesrepublik Deutschland variiert je nach Land oder Region nicht nur die Zusammensetzung des Suppengrüns, sondern auch die Bezeichnung. Gut bekannt sind die Begriffe Suppengemüse, Kochgemüse, Wurzelwerk oder Wurzelzeug.
Wer sich für den Pfälzer Dialekt interessiert, kann hier stöbern.
In Frankreich heißt ein Bund Suppengrün übrigens: le bouquet garni.
Die ersten drei Beiträge der Reihe „Wörter im Gepäck“ finden Sie hier:
https://ruesterweg.de/2012/02/08/worter-im-gepack/
https://ruesterweg.de/2012/07/25/woerter-im-gepaeck-2/
https://ruesterweg.de/2012/08/14/woerter-im-gepaeck-3/
(*) Im Hinblick auf eine bessere Lesbarkeit wird das generische Maskulinum verwendet.