Gelassenheit und innere Ruhe

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Gelassenheit und innere Ruhe

Dinge gelassen angehen, um zur inneren Ruhe zu gelangen

Zunehmender Arbeitsdruck, steigende Anforderungen, Hektik im Alltag und fehlender Ausgleich: Wenn sich das Hamsterrad immer schneller dreht und der Halteknopf nicht in Sicht- oder Reichweite ist, macht man Fehler und kann sogar krank werden.

Rasantes Tempo

Die Welt von heute dreht sich in rasantem Tempo – Tendenz steigend. Anforderungen werden kontinuierlich nach oben geschraubt, Erwartungen von Kunden, Geschäftspartnern und sogar im privaten Bereich verschärfen sich, Nachsicht und Verständnis sind seltener gegeben. Hinzu kommt, dass immer mehr Vielseitigkeit im Job verlangt wird. Dabei ist ein blitzschnelles Umschalten zwischen den einzelnen Aufgaben gefordert.

Wer sich dabei zusätzlich selbst unter Druck setzt, immer höhere Ansprüche an sich selbst stellt und nicht für ausreichenden Ausgleich sorgt, gerät in einen Teufelskreis: Es werden häufiger Fehler gemacht, dadurch steigen die Nervosität und wiederum das Anspruchsdenken an die eigene Leistungsfähigkeit. Damit wächst erneut der Druck, weitere Fehler entstehen – eine Endlosspirale …

Symptome ernst nehmen

Hat ein Mensch ständig das Gefühl, den Anforderungen im Job und vielleicht auch im privaten Leben (durch schwierige Vereinbarkeit von Job und Familie) nicht gerecht werden zu können, wirkt sich seine „Unzufriedenheit“ mit sich selbst nicht selten in körperlichen Symptomen aus: Durch Rückenschmerzen, Verspannungen im Nacken, Schlafstörungen, Angstzustände, Zittern, zunehmende Unruhe usw. macht der Körper darauf aufmerksam, dass ein Innehalten notwendig ist.

Wer ständig mit Nervenflattern und – neumodisch ausgedrückt – hochgestresst seinen Job erledigt, liegt früher oder später auf der Nase. Deshalb sind Symptome als Warnhinweise ernst zu nehmen. Dabei geht es mit Gelassenheit und dem nötigen Abstand doch viel leichter.

Gelassenheit – was ist das?

Um gelassen(er) zu werden gilt es zunächst, das innere Gleichgewicht zu finden und sozusagen den Frieden mit sich selbst zu schließen. Sich auf seine Fähigkeiten zu besinnen und nicht etwa die eigenen Schwächen als unüberwindbares Problem anzusehen.

Gelassenheit ist nicht gleichbedeutend mit Trägheit. Im Gegenteil: Nur wer mit der nötigen inneren und damit auch äußeren Ruhe an seine Aufgaben herangeht, ist zu erhöhter Konzentration und klaren Gedankengängen fähig, die dann zielführend umgesetzt werden können. Damit ist ein Mensch, der gelassen und souverän ist, in der Lage, auch in schwierigen Situationen nicht die Nerven zu verlieren.

Stoppen Sie den Kreislauf

„Gelassenheit beginnt im Kopf“, sagt Thomas Hohensee in seinem gleichnamigen Fachbuch und erklärt: “Es sind nicht nur die Umstände, die uns eine Begebenheit als Stress empfinden lassen, sondern unsere Denk- und Verhaltensmuster. Wir haben jedoch stets die Wahl, so oder so zu reagieren – wir müssen nur die Konsequenzen unserer Entscheidung bedenken.“

Wer zulässt, dass sich seine Ängste, Unsicherheiten, Vermutungen und Empfindungen wie in einem Karussell verselbständigen, und sich in eine schwierige Situation hineinsteigert, läuft Gefahr, die Kontrolle zu verlieren und krank zu werden. Ziehen Sie die Reißleine und gönnen Sie sich eine Atempause, um über das vermeintliche „Problem“ nachzudenken.

Provokative Selbstbefragung

Um sich wieder auf den Boden der Realität zurückzuholen und die Dinge mit der nötigen Gelassenheit zu betrachten, stellen Sie sich ein paar provokative Fragen:

  • Lohnt es sich, dass ich mich darüber ärgere?
  • Ist es das wert, dass ich meinem Kollegen diesen Fehler unter die Nase reibe?
  • Aus welchem triftigen Grund will ich gegen diese Entscheidung protestieren?
  • Will ich wirklich wegen dieser Lappalie einen Konflikt mit XY riskieren?

In den allermeisten Fällen wird die Antwort „nein“ lauten. Auch Fragen wie „Warum habe ich diesen Auftrag übernommen, obwohl mir klar war, dass ich schon an der Grenze bin und den Termin nicht einhalten kann?“ oder gar „Wem will ich was beweisen?“ bringen, wenn sie denn aufrichtig und mit klarem Kopf betrachtet werden, einiges ans Tageslicht. Wird einem das bewusst, legt sich auch schlagartig die Aufregung oder die Unzufriedenheit. Und Sie können gelassen an die Problemlösung gehen bzw. sich für künftige „ähnliche Fälle“ eine andere Reaktion, Vorgehensweise oder Strategie bereitlegen.

Distanz schaffen

Der schwierigste Schritt ist in der Tat das Ausbrechen aus dem Teufelskreis der nach oben offenen Anspruchsskala. Ist es erst einmal gelungen, Luft zu holen und kräftig durchzuatmen, kann der nächste Schritt in Angriff genommen werden. Nun gilt es, die Gedanken zu bändigen und in die richtige Bahn zu lenken, um die nötige Distanz zum störenden Sachverhalt zu schaffen und die Dinge zu relativieren.

Das Geschehen kann dann emotionslos(er) betrachtet und analysiert werden. Ideal ist der Blickwinkel wie aus einer Kamera, die einen selbst mitfotografiert oder mitfilmt – als wäre man eine andere Person, die die Situation beobachtet. Stellen Sie sich einfach vor, in Ihrem Arbeitszimmer ist eine solche Kamera installiert. Sehen Sie sie … da oben links in der Ecke? Sie wird Ihnen in Zukunft helfen, die Dinge „anders“ zu betrachten.

Das Spiel mit den Alternativen

Aus jeder Situation, jedem Problem, jeder verzwickten Lage können dann – in aller Ruhe – Alternativen ermittelt und nach dem bewährten Prinzip „was wäre, wenn?“ überdacht und abgewogen werden. Nur so bin ich in der Lage, die „richtige“ Entscheidung, wie meine Reaktion auszusehen hat, zu treffen.

  • Ihr Kunde schickt Ihnen einen Auftrag mit einem angesichts Ihres Zeitplans unpassenden Termin? Rufen Sie ihn an, erklären Sie ihm, dass Sie gerade an einem Projekt arbeiten und schlagen Sie ihm einen angemessenen Termin vor.
    Sagen Sie nicht „Ich habe gerade ein wichtiges Projekt …“, denn in seinen Augen ist sein Projekt natürlich auch wichtig, sonst würde er sich ja nicht an Sie wenden. Erklären Sie ihm, dass Sie für ihn wie auch für Ihre anderen Kunden einwandfreie Qualität abliefern wollen – das wird er verstehen.
  • Nehmen Sie nur die Aufträge an, die Sie inhaltlich (Fachgebiet, Schwierigkeitsgrad usw.) in der geforderten Zeit (Liefertermin) bewältigen können. Gerade am Anfang der Selbständigkeit gerät man oft in eine Zwickmühle, weil man befürchtet, der potenzielle Kunde wendet sich ab. Hier gilt wie so oft: anrufen, erklären, über Qualität(sanspruch) und Sorgfalt sprechen, fragen, wann der Kunde den Text spätestens benötigt, und einen angemessenen Termin vorschlagen. Nicht selten schreibt der Kunde bei Auftragserteilung (oder bei der Anfrage) „bis Freitagnachmittag …“. Fragen Sie ihn, ob er tatsächlich die Übersetzung noch am Freitagnachmittag verarbeitet oder ob ihm möglicherweise auch Montagmorgen 8 Uhr genügen würde, und ergänzen Sie, dass Sie dadurch Gelegenheit haben, seinem Auftrag am Wochenende die nötige Zeit zu widmen.

Warum empfehle ich immer, zum Telefonhörer zu greifen, anstatt eine Mail zu schreiben? Erstens weil Sie dadurch einen direkten Kontakt zu Ihrem Kunden aufbauen, zweitens die Chance eines verbindlichen Gesprächs nutzen können und sollten und drittens an Stimme und Reaktion Ihres Gesprächspartners auch kleine Nuancen hören, die Ihnen sagen, wie er möglicherweise auf diesen oder jenen Vorschlag reagieren wird. Eine Stimme verrät viel. Und denken Sie daran: Beim Telefonieren lächeln, denn Ihr Lächeln schlüpft durch die Leitung, und Ihr Gesprächspartner hört und spürt es.

Aus gelenkten zielführenden Gedanken kann ich die nötige Kraft schöpfen, um meine Aufgaben wahrzunehmen und meine Vorhaben gelassen zu verwirklichen. Dieses Vorgehen ist ein meist langer Lernprozess, der einiges an Training erfordert. Doch er führt in kleinen, aber sicheren Schritten zum Erfolg: sich langfristig Gelassenheit anzueignen.

5 Schritte zu mehr Gelassenheit im Überblick

  • Kreislauf stoppen – sich nicht hineinsteigern
  • Durchatmen und Abstand schaffen
  • Emotionslose Betrachtung mit der Brille eines Fremden
  • Alternativen mit den jeweiligen Konsequenzen abwägen
  • Beste Reaktion wählen und in Ruhe umsetzen

  1. Danke, liebe Giselle, für diesen schönen und vor allem hilfreichen Text, den ich jetzt mehrmals in der Woche lesen werde, um meine guten Vorsätze auch einzuhalten.
    Sincères amitiés

    • Liebe Carola, ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass alles gut wird und ihr beide die Zeit genießen könnt – trotz Arbeit.
      Ganz liebe Grüße

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