Stress: hilfreiche Tipps

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Stress: hilfreiche Tipps

Gelassener auf Stress reagieren? Tipps von Präventologin Monika Huppert

„Das war heute aber ein Stresstag“, sagte vor wenigen Tagen eine Bekannte, als ich sie abends traf. Auf mein Nachfragen erzählte mir die selbstständige Texterin, dass schon früh morgens „der Teufel los war“. Auch über den ganzen Tag „war ständig etwas anderes“: Das Telefon meldete sich im Viertelstundentakt, alle Kunden hatten ein dringendes Anliegen, alles musste „ganz schnell“ gehen, dann fiel auch noch der PC aus … – zum Haare raufen.

Der ganz normale Wahnsinn

Arbeitstage wie dieser sind jedoch keine Seltenheit – im Gegenteil. Nichts läuft nach Schema F, eingeschobene Termine oder Aufgaben gehören zum Arbeitsalltag, die am Vorabend aufgestellte To-do-Liste wird zum Witz: War das „früher“ wirklich anders? Überlegungen darüber sind müßig.

Fakt ist, dass wir heute gerade im Job durch Internet, Mails und Mobiltelefon sicher einer höheren Taktzahl ausgesetzt sind. Auch sind die Ansprüche aller Beteiligten im Laufe der Jahre und Jahrzehnte gewachsen. „Außerdem sind wir nicht selten durch vielfache Belastungen, zum Beispiel durch die notwendige Vereinbarkeit von Beruf und Familie, empfindlicher geworden“, so Monika Huppert, Präventologin aus Karlsruhe. „Und Selbstständige, die als Solo-Unternehmer tätig sind, sind besonders gefährdet“, ergänzt sie.

Stress entsteht im Kopf

„In vielen Fällen bezeichnen wir als Stress Situationen, die einfach nur ärgerlich oder störend sind. Dabei ist ein dringend einzuschiebender Termin oder eine ungeplante, schnell zu erledigende Aufgabe nur dann Stress, wenn Sie sich selbst unter Druck setzen“, erklärt die Karlsruher Expertin für Stressbewältigung.

Und damit wird klar: In den allermeisten Fällen ist Stress eine hausgemachte Angelegenheit. Am Anfang stehen immer Entscheidungen. Und entgegen der weit verbreiteten Meinung haben wir immer die Wahl, so oder so zu entscheiden. Wir müssen uns lediglich über die Folgen unserer Entscheidung im Klaren sein.

Was ist eigentlich Stress?

Unser Körper ist äußerst anpassungsfähig, so auch bei Stress. Er löst bei einer Überreizung des Organismus Alarm aus. Die Mitspieler des Alarmsystems sind das Gehirn, insbesondere der Sympathikusnerv, der Hypothalamus und die Hirnanhangdrüse, und außerdem die Nebennieren. Zunächst wird die Stresssituation vom Gehirn registriert. Dann werden blitzschnell Adrenalin und Noradrenalin ausgeschüttet. Adrenalin erhöht Blutdruck und Pulsschlag und steigert so die Sauerstoffzufuhr. Da die Verdauung bei Stressalarm unwichtig ist, wird die Darmtätigkeit auf Sparflamme gesetzt. Adrenalin sorgt auch dafür, dass Glukose in der Leber für die Muskelarbeit bereitgestellt und die Fettspaltung im Fettgewebe angekurbelt wird. Noradrenalin kümmert sich in erster Linie darum, dass der Blutdruck aufrecht erhalten wird.

Nach dem Stress muss der Körper auch die anderen Stresshormone wieder abbauen. Ist die Zeit dafür zu kurz, weil schon wieder der nächste Stress auf der Tagesordnung steht, lagern sie sich im Körper ab und zeigen sich zum Beispiel als Verspannungen an Schultern und Nacken oder verursachen nächtliches Zähneknirschen und Beißen. Aber auch viele andere Stressreaktionen auf der körperlichen, geistigen und seelischen Ebene sind zu beobachten.

Der Tag hat 24 Stunden

Und das ist für jeden gleich! Monika Huppert rät: „Wenn Sie sich immer wieder bewusst machen, dass auch eine Arbeitsstunde nicht beliebig lang ist, werden Sie mit der Zeit lernen, an Sie herangebrachte Wünsche, Bitten oder auch Aufforderungen zu analysieren und differenziert zu beantworten“.

Dabei geht es nicht darum, Aufgaben konsequent „abzuwimmeln“ und sich erfolgreich vor Arbeit zu drücken. Vielmehr gilt es, abzuwägen, was (noch) machbar ist, und dem Herantragenden „Ihre Entscheidung plausibel zu vermitteln“, so Monika Huppert.

Immer mit der Ruhe

Dinge ruhig angehen, bedeutet nicht, dass eine neue Art der Langsamkeit entdeckt werden soll. Gemeint ist die innere Ruhe, die Kraft und Zuversicht verleiht. Wer die Erkenntnis verinnerlicht hat (denn im Prinzip wissen wir es ja alle!), dass es zielführender ist, eines nach dem anderen anzupacken, hat schon gewonnen. Dass echtes „Multitasking“ möglich ist, gilt schon lange als hartnäckiges Gerücht!

Warum geht schon beim Frühstücken alles schief? Weil wir gleichzeitig einen Schluck Kaffee trinken, das Pausenbrot für den Kleinen schmieren, das Müsli für den Partner zubereiten und die Hundefutterdose für den Vierbeiner öffnen wollen! Und was passiert? Wir verschlucken uns oder verschütten Kaffee auf die frische Hose, die Brotscheibe fällt vom Tisch – natürlich mit der gebutterten Seite nach unten – und wir schneiden uns mit dem Dosendeckel…

Legen Sie sich ein dickes Fell zu

Auch das bedeutet nicht, dass alles an Ihnen abprallen soll. „Sich immer wieder bewusst machen, dass nicht nur Ihre Zeit, sondern auch Ihre Kraft begrenzt ist, kann nur hilfreich sein“, so Monika Huppert. Lernen Sie, „nein“ zu sagen – kein kategorisches ohne Erklärung. Legen Sie Ihren Grund dar oder bieten Sie an, diese eine Aufgabe statt einer anderen, die Sie dann gerne später oder an einem anderen Tag erledigen wollen, vorzuziehen. So begreift auch der Herantragende, dass es sich hier nicht um Unwillen handelt.

Bei besonders „lieb bittenden“ Menschen, die Ihre sachlichen Argumente überhören und an Ihre Gefühle appellieren, müssen Sie hart bleiben: Da ist das etwas dickere Fell gefordert. Denn es geht schließlich nicht darum, die Erwartungshaltung anderer zu erfüllen. Wem hilft es, wenn Sie sich dadurch krank machen?

Auch Chefs sind Menschen

Wer als Festangestellter (*) in einer Firma immer wieder Aufgaben ablehnt, wird gerne als nicht flexibel abgestempelt und ist gerade kein willkommener Mitarbeiter. Im Umkehrschluss heißt das aber nicht, dass man zu allem nicken sollte. Prüfen Sie die Machbarkeit der herangetragenen Bitten und übertragenen Aufgaben in Abhängigkeit mit den Ressourcen – insbesondere mit der Zeit -, die Ihnen zur Verfügung stehen.

Wenn Sie zu dem Schluss kommen, dass „es nicht geht“, sprechen Sie Ihren Chef an und erklären Sie ihm die Situation. Wichtig ist, dass Sie nicht einfach ablehnen, weil Sie keine Lust haben – es müssen schon wichtige Gründe vorliegen. Und Sie sollten sich überlegen, was Sie anbieten: Was können Sie wann erledigen, damit alle Beteiligten zufrieden sind? Welche Aufgabe können Sie auf den nächsten Tag verschieben und was können Sie vorziehen? So zeigen Sie Ihren guten Willen und Ihre Flexibilität.

Chronische Situationen angehen

Wenn in der Abteilung ständig zu viel Arbeit anliegt, weil zu wenig Personal vorhanden ist, sollten Sie das bei Ihrem Chef ansprechen: sachliche Argumente, unwiderlegbare Fakten, keine Emotionen. Verantwortungsvolle Chefs, die sich ihrer Fürsorgepflicht gegenüber ihren Mitarbeitern bewusst sind, werden eine Lösung finden.

Auch im privaten Bereich kennt man das: Stress am Wochenende, Stress im Urlaub… „Warum ist das so?“, frage ich Monika Huppert im Gespräch. „Ganz einfach“, antwortet sie, „weil wir uns ständig zu viel vornehmen. Wir haben es in der Hand, ob wir der Zeit ständig hinterher rennen oder nicht. Das Ziel eines jeden sollte sein, mit Gelassenheit und Freude das Tagewerk oder den Urlaubstag anzugehen. Das wirkt sich nämlich auch auf das Umfeld aus.“

Rezept gegen Stress?

Nicht nur im Internet werden allerlei Rezepte gegen Stress angeboten: von Johanniskraut bis Yoga über autogenes Training, Fußreflexzonenmassage und Anti-Stress-Seminare. Auch Literatur gibt es in Hülle und Fülle zu diesem Thema. Hier muss jeder für sich herausfinden, was ihm hilft. Monika Huppert hat eine sehr hilfreiche Methode für den Stressabbau entwickelt, die sie in ihrem Buch „Stressfrei in 90 Sekunden – Die 90-Sekunden-Reise nach innen“ erläutert: „Immer mehr Menschen sind auf der Suche nach schnellen Möglichkeiten, ihren Stress abzubauen. Dies gilt ganz besonders in unserem digitalen Zeitalter. Mit der 90-Sekunden-Reise nach innen habe ich eine Strategie des Loslassens und Entspannens zum Umgang mit Stress entwickelt, die diesem Anspruch gerecht wird. Entspannen zu jeder Zeit und an jedem Ort sind damit Realität“.

Das Buch „Stressfrei in 90 Sekunden – Die 90-Sekunden-Reise nach innen“ von Monika Huppert ist zum Preis von 8,90 Euro zu beziehen über das Kontaktformular auf Monika Hupperts Website oder per Mail an die Autorin.

(*) Im Hinblick auf eine bessere Lesbarkeit wird das generische Maskulinum verwendet.

  1. Liebe Giselle,

    dieser Eintrag war genau was ich heute brauchte!

    Vielen Dank.

    Heike

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