NLP: keine Geheimwaffe

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NLP: keine Geheimwaffe

Einführung in das Werkzeug NLP – nicht nur für den Beruf.

Vorab: Nein, das Neuro-Linguistische Programmieren, kurz NLP, ist keine Geheimwaffe für Manipulatoren und andere Schlawiner. Zum konsequenten Training mit NLP braucht es keine Hypnose o. Ä., wie oft behauptet wird. Natürlich kann alles missbraucht werden, aber davon ist hier nicht die Rede.

Es gibt einfache NLP-Techniken und -Methoden, die man/frau selbst anwenden kann. NLP ist ein sehr nützliches Werkzeug, mit dem Sie im Beruf, auch als Selbstständige(r), und natürlich in Ihrer persönlichen Entwicklung sehr viel für sich verbessern und leichter gestalten können. Nehmen Sie sich schätzungsweise zehn Minuten Zeit für diese kleine Einführung, und Sie werden mehr wissen. Nicht alles, weil das Thema viel zu umfangreich ist, aber einiges, das Ihnen möglicherweise ein Quäntchen helfen wird. Weitere Beiträge zum Thema NLP werden folgen.

Wofür stehen die Buchstaben NLP?

  • NLP ist das Akronym für Neuro Linguistic Programming (engl.).
  • „Neuro“ bezieht sich auf das Nervensystem, mit dem unsere Sinnesorgane Dinge wahrnehmen, aufnehmen und verarbeiten.
  • „Linguistic“ steht für Sprache. Wir kommunizieren mittels Sprache mit anderen und mit uns selbst. Worte schaffen unsere innere Wirklichkeit.
  • „Programming“ steht für Programmieren. Eine neue Verhaltensweise muss eingeübt werden, nur so kann eine systematische und nachhaltige Veränderung erzielt werden.

Ziele und Nutzen von NLP

NLP umfasst Sprach- und Kommunikationstechniken und -modelle, die mithilfe von Ansätzen aus der Psychologie, den Sprachwissenschaften und anderen Bereichen den Menschen dabei unterstützen, Folgendes zu erreichen:

  • Schärfen der eigenen Wahrnehmung
  • Bewusster Umgang mit eigenen Emotionen
  • Positives Denken
  • Negative Verhaltensweise nachhaltig verändern

Damit wird der Nutzen von NLP deutlich:

  • die eigene Kommunikation verbessern, beispielsweise um konfliktärmer mit Menschen umzugehen, mehr Erfolg im Umgang mit Kunden zu erzielen;
  • die eigene Kreativität fördern und somit ein größeres Potenzial entwickeln.

„Das einzige, was zwischen dir und deinem Erfolg steht, ist die Geschichte, die Du dir immer wieder erzählst!“ (Anthony Robbins)

NLP wird weltweit in ganz unterschiedlichen Bereichen angewendet: Das Spektrum reicht von Therapie und mentalem Training, Beratungsstellen und psychosozialen Einrichtungen über Politik, Entertainment und Führungskräfteausbildung bis Marketing, Verkauf, PR und Werbung.

Der übergeordnete unmittelbar spürbare Nutzen liegt nach meiner Erfahrung darin, dass in einer „neuen Qualität“, in einer anderen Begreifdimension kommuniziert wird.

Beim NLP geht es darum, in kleinen Schritten an sich zu arbeiten, Misserfolge und Zweifel am eigenen Tun zu hinterfragen, Erfahrenes neu zu bewerten, um die jeweils erlebte Situation quasi auf den Kopf zu stellen. Dazu ist die Bereitschaft zur (eigenen) Entwicklung und Veränderung eine Grundvoraussetzung. Allerdings: Wenn es um Veränderungsbereitschaft geht, hapert’s bei den meisten Menschen. Warum? Es fängt schon damit an, dass die meisten Menschen für sich gar keinen Anlass sehen, keine Notwendigkeit, sich zu ändern.

Wer hat’s erfunden?

In den 1970er Jahren fanden Richard Bandler, Mathematiker, Gestalttherapeut und Computerfachmann, John Grinder, Professor für Linguistik, und Frank Pucelik, Professor für Psychologie und Organisation, heraus, dass hinter erfolgreichen Menschen stets (unbewusst) Muster zu erkennen sind, die diese benutzen, um ihre Ziele zu erreichen. Sie untersuchten, warum einige bekannte Psychotherapeuten beim Behandeln ihrer Klienten so viel Erfolg hatten und andere nicht, warum bestimmte Lehrer erfolgreicher waren als andere, warum bestimmte Verkäufer bessere Absatzzahlen erzielten als andere. Sie erkannten, dass der erfolgreichen oder weniger erfolgreichen Arbeit der jeweiligen Berufsgruppe ein gemeinsames Verhaltensmuster zugrunde liegen musste.

Ganz sicher kann dies auch auf unser Metier übertragen werden – was ich längst getan und worüber ich oft geschrieben habe. Damit ist zu hinterfragen, warum bestimmte Übersetzer:innen erfolgreicher sind als andere.

Von Hirnautobahnen und Ankern

Dass dem Unterbewusstsein bei allen unseren Entscheidungen und Handlungen eine bedeutende Rolle zukommt, ist spätestens seit Sigmund Freud und Carl Gustav Jung bekannt. Warum stören wir uns am Aussehen einer Person, die einem anderen Menschen „total sympathisch“ ist? Was irritiert uns spontan an einer bestimmten Situation, deren Hintergründe und Details wir gar nicht kennen? Unser Unterbewusstsein hat im Laufe der Jahre und Erfahrungen tiefe Pfade gegraben, von denen wir uns nur mit großer Mühe – dem zielgerichteten Programmieren – abwenden können. Ohne eine starke Veränderungsbereitschaft (die Betonung liegt auf „Bereitschaft“) und konsequentes Training begeben wir uns immer wieder automatisch auf die praktischen Hirnautobahnen, und das „neue“ Verhalten, was eigentlich viel besser für uns und unseren Umgang mit anderen ist, wird verworfen.

Warum ist das so? Weil sich der Mensch im Laufe seines Lebens im Unterbewusstsein ganz automatisch sog. Anker aneignet. Auslöser bestimmter wiederkehrender Reaktionen in einem Menschen nennt man Anker. Das ist ähnlich wie ein Pawlowscher Reflex. Es handelt sich um Reize physischer/taktiler/kinästhetischer, olfaktorischer, visueller, auditiver oder gustatorischer Art, auf die ein Mensch auf seine ganz bestimmte Art reagiert: ein Lied, von dem Sie im Vorbeigehen ein paar Klänge aus einem offenen Fenster hören und das Sie daran erinnert, wie Sie Ihren Partner oder Ihre Partnerin kennengelernt haben; ein Duft, den Sie in der Menschenmenge aufschnappen, weckt Erinnerungen an eine geliebte Person; der Geschmack einer Speise lässt Sie gedanklich in Omas gute Küche zurückkehren usw., wobei die Anker positiver oder negativer Art sein können. So können die Musiktakte mit einem ständig nervenden Nachbarn, der aufgeschnappte Duft mit einer unangenehmen Person, der Geschmack der Speise mit einem verdorbenen Magen assoziiert werden oder der Anblick einer haarigen Spinne bei Ihnen zu Gänsehaut führen.

Technik des Ankerns

Das Phänomen des Ankerns ist eine Grundtechnik des NLP, die zum eigenen Nutzen erlernt und angewendet werden kann. Es geht dabei darum, einen bestimmten Reiz mit einer bestimmten Reaktion zu verknüpfen – wenn Sie so wollen, eine Art Eigenkonditionierung.

Mir ist wichtig zu vermitteln, dass ich hier ausschließlich von Ankern bei der eigenen Person spreche. Selbstverständlich kann man auch Anker bei einer anderen Person setzen, wenn man geübt und geschickt ist, dies lehne ich allerdings ab, da es schon in Richtung Manipulation oder zumindest Täuschung geht.

Also, zurück zum Ankern bei der eigenen Person. Das ist gar nicht so schwierig.

Beispiel: Im beruflichen Umfeld telefonieren Sie nicht gerne, Sie schreiben lieber Mails – ganz egal, in welcher Situation. Warum, wissen Sie nicht. Sie haben Angst, nicht die richtigen oder überhaupt Worte zu finden, und schließlich gehören Sie ja der schreibenden Zunft an, da fällt Ihnen das geschriebene Wort wesentlich leichter. Dass damit Abwicklungsprozesse verzögert werden, der Ansprechpartner ggf. „noch eine Mail“ bekommt, der Kunde den Eindruck etwaiger Mängel bei der Kommunikationsfähigkeit Ihrerseits gewinnt, die Gattung „Übersetzer“ (wie komme ich nur auf den Beruf in diesem Beispiel?) als Eigenbrötler eingeordnet wird – das alles ist Ihnen egal. Sie telefonieren nicht gerne – basta!

Nun passiert es, dass ein Kunde Sie anruft und sich ein echt gutes Gespräch – ja, am Telefon, unfassbar! – entwickelt: Sie haben die richtigen Worte gefunden, das Problem konnte zur Zufriedenheit aller gelöst werden, Sie haben sich sogar während des Telefonats wohl gefühlt. Super! Verankern Sie das sofort! Installieren Sie in sich einen Knopf mit dem Label: Ja, ich kann gut mit Kunden telefonieren und bin dabei völlig locker, professionell und kompetent. Wie geht das?

  • Tun Sie es unmittelbar nach dem positiven Erlebnis, während Sie noch die guten Gefühle intensiv empfinden.
  • Verankern Sie das gute Gefühl entweder durch Drücken (mit mindestens 2-3 Fingern) auf eine bestimmte Stelle Ihres Körpers, durch Hervorrufen eines bestimmten Bilds oder einer Vorstellung oder auch einfach durch ein Fingerschnipsen. Sie können auch ein Schlüsselwort verwenden.
  • Stehen Sie auf, gehen Sie in einen anderen Raum, holen Sie sich etwas zu trinken oder lesen Sie ein paar Zeilen in der Tageszeitung – egal, aber tun Sie und denken Sie etwas völlig anderes, um eine Art „Cut“ durchzuführen und die Situation zu neutralisieren. Im NLP heißt das: Break State.
  • Prüfen Sie dann, ob der soeben installierte Anker funktioniert. Lösen Sie ihn aus, d. h. drücken Sie auf die gewählte Körperstelle oder rufen Sie die abgespeicherte Vorstellung hervor.

Ankern/Verankern ist Übungssache. Es klappt nicht gleich oder nicht gleich perfekt beim ersten Mal. Aber wenn Sie erst einmal an sich selbst festgestellt haben, dass Sie durch positive Anker mehr Freude und evtl. sogar Erfolg haben, werden Sie sehen, dass das positive Ankern immer einfacher für Sie wird.

Anker verändern die Wahrnehmung

Wie nützlich und wertvoll solche selbst gesetzten Anker sind, möchte ich Ihnen anhand zweier Beispiele zeigen.

Beispiel 1

Alfred Mustermann hat seit kurzem eine regelrechte Aversion gegen seine Kollegin Hanni Übifix. Im Grunde könnte Alfred die Situation so belassen, aber er verbaut sich damit einen wertvollen Kontakt. Denn Hanni ist eine total nette und hilfsbereite Person, und Alfred kennt sie nicht einmal persönlich. Seine Aversion ist erst entstanden, als einige Kommentare von Hanni in den social media ihm nicht gefielen. Verdrängt hat er dabei die Tatsache, dass nicht alle Kolleg:innen die gleiche Meinung zu einem bestimmten Thema haben müssen und dass das Akzeptieren einer abweichenden Meinung noch lange kein Einverständnis oder Übernehmen dieser Meinung bedeutet. Es genügt ja ein „OK, ich kenne diese/jene Situation anders, ich bin anderer Meinung, aber ich akzeptiere, dass du anders denkst“.

Anker: Alfred ruft gedanklich einen virtuellen Austausch mit Hanni hervor, der besonders positiv und angenehm war. Davon gab es genug. Er wählt einen Austausch ohne besonderen inhaltlichen Bezug, um sich nicht durch Meinungen oder Standpunkte beeinflussen zu lassen. Er findet beispielsweise eine Situation, in der beide zusammen mit anderen Kolleg:innen über etwas herzhaft gelacht haben. Und er setzt einen Anker, der dazu führt, dass beide von nun an einen netten, konstruktiven Austausch haben können.

Beispiel 2

Bertha Translafix ärgert sich über sich selbst. Sie hat eine Anfrage von der Agentur Übiweltspitze bekommen, die recht gut und zügig bezahlt. Außerdem passen die Themen genau zu ihrem Fachgebiet. Vor Jahren hatte sie einmal für Übiweltspitze gearbeitet, die Projektmanagerin meldete nach Lieferung per Mail: „… sehr gut bis auf einige terminologische Fehler …“. Die genannten Beispiele waren jedoch keine Fehler, sie hatte die Fachbegriffe der Website des Endkunden entnommen. Bertha ließ es damals auf sich beruhen und ärgerte sich im Stillen (was ohnehin ein Fehler ist, man sollte die Dinge immer abschließend klären – ruhig und respektvoll, versteht sich).

Anker: Bertha ruft sich einen besonders guten Auftrag in Erinnerung, der in allen Aspekten bestens ablief, und setzt einen Anker, der dazu führt, dass die erneute Kontaktaufnahme mit der Agentur positiv besetzt ist. Manchmal ist es notwendig, negative Anker zu lösen, bevor ein positiver Anker gesetzt wird. Hierzu werden wir in einem der nächsten Teile der NLP-Reihe eingehen.

Versuchen Sie auf diese Weise, das eine oder andere, was Ihnen wichtig ist, zu verankern. Wir treffen uns hier bald wieder zum zweiten Teil der Reihe NLP.

  1. Liebe Giselle, was für ein toller Artikel, danke Dir dafür! Werde das mit dem „Anker setzen“ bei der nächsten mir „unangenehmen“ Gelegenheit ausprobieren.
    Ganz herzliche Grüße,
    Karin

    • Danke, liebe Karin, aber den Anker musst du bei einer angenehmen Sache setzen, nicht bei einer UNangenehmen.

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