Schwierige Frage, die mein Kollege Bojan in seinem Beitrag erörtert
Wie reagiert man als Dolmetscher, wenn bei einem Einsatz die zu verdolmetschenden Personen Emotionen zeigen, sich zum Beispiel einer Festnahme widersetzen, ausfällig werden? Keine leichte Aufgabe.
Empathie, persönliche Betroffenheit oder emotionale Zurückhaltung – wie sollen DolmetscherInnen reagieren, wenn es im Einsatz, insbesondere bei einer Festnahme, einer Vernehmung oder einer Gerichtsverhandlung zu emotionalen Ausbrüchen kommt?
Unser Kollege Bojan Šuman hat einen exzellenten und sehr aufschlussreichen Beitrag zu diesem Thema geschrieben: Die Neutralität von DolmetscherInnen im Einsatz – hier zum Download.
Liebe Nadine,
vielen Dank für deinen Kommentar. Konzept(e) der Neutralität im Beruf der DolmetscherInnen ist ein sehr ausbaufähiges und eher wenig erforschtes Thema. Als DolmetscherInnen können wir nur aus unserer eigenen Praxis sprechen/berichten und ich finde, dass gerade diese Erfahrungsberichte sehr wertvoll sein können. In meinen nächsten Beiträgen werde ich über die Situationen aus meinen „besonderen“ Berufserfahrungen berichten und so versuchen wenigstens die Pfade zu den Konzepten der Neutralität zu erörtern und sie aus meiner Sicht zu erklären. Alle, die an diesem Thema interessiert sind, dürfen sich gerne melden! Wir könnten z.B. bestimmte Beiträge auch gemeinsam verfassen. Es gibt mehr als genug interessante Situationen aus unserem Berufsleben, die konkreter Tipps an die Berufseinsteiger bedürfen. Politisches Parkett und Witze/Eindeutige Ansprachen,heftige Diskussionen, Gerichtsdolmetschen und Beschimpfungen/Flüche/Beleidigungen (wie konkret verdolmetschen?)uvm.
Herzliche Grüße!
Interessantes Thema. Ich hatte mal ein „Neutralitäts“thema in einem anderen Bereich, als ich vor vielen, vielen Jahren mal einen Vortrag von Edmund Stoiber dolmetschte (simultan) zum Thema Kernkraftwerke. Stoiber war davon begeistert und steigerte sich richtig rein. Ich war weniger begeistert, habe es mir aber natürlich nicht anmerken lassen. Abgesehen davon: Neutralität ist wirklich oberstes Gebot. Gerade vor Gericht gehen manche „Zu-Verdolmetschende“ davon aus, dass der Dolmetscher „auf seiner Seite“ ist, da er/sie seine/ihre Sprache spricht. Habe ich selber auch manchmal erlebt (Landgericht München). Auch hier immer professionelle Distanz und Neutralität wahren…
Herzlichen Dank, liebe Nadine, für deine Zeilen. Ich bin keine Dolmetscherin, aber ich kann Bojans Worten nur beipflichten. Der Dolmetscher ist der Sprach-MITTLER, er übermittelt das Gesagte, also muss er mit seiner Meinung, seinen Gefühlen und ggf. seinem Unverständnis zurückstehen. Das macht die Professionalität aus.