Bewusster Umgang mit Vielfalt in der Gesellschaft
Diversity Management ist ein gesellschaftspolitisches und organisatorisches Konzept, das die Verschiedenheit der Menschen positiv hervorhebt und unter anderem für mehr Chancengleichheit und Gerechtigkeit sorgen soll.
Das Diversity Management, auch Vielfaltsmanagement, ist bereits Anfang der 1960er Jahre in den USA aufgekommen, hat aber erst Mitte der 1990er Jahre in Europa an Bedeutung gewonnen.
Beim Diversity Management im Unternehmen geht es darum, die Vielfalt in der Gesellschaft positiv zu nutzen, Chancengleichheit zu verbessern und Diskriminierungen zu verhindern, ganz gleich, ob es sich um äußerlich wahrnehmbare (z. B. Alter, Geschlecht, Ethnie oder Handicap) oder um subjektive Unterschiede wie Religion, sexuelle Orientierung oder andere handelt.
Alter
Sog. altersgemischte Teams sind für Unternehmen wichtig, damit das von älteren Mitarbeitern* angeeignete Know-how nicht verloren geht. Die Weitergabe von Erfahrung und Wissen wird oftmals im Rahmen von speziellen Mentoring-Programmen organisiert. Dabei begleitet ein erfahrener Mitarbeiter einen jüngeren auf seinem Weg zur Erreichung eines definierten Ziels. Vor dem Hintergrund eines Renteneintrittsalters mit 68 oder mehr Jahren rückt vor allem im gewerblichen Bereich – aber nicht nur da – das Thema Arbeitsplatzbedingungen einschließlich Ergonomie in den Vordergrund. Um die Beschäftigungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter bis zur Pensionierung zu erhalten, bieten viele größere Unternehmen Gesundheitsprogramme an und schließen zum Beispiel Kooperationsverträge mit Fitnessstudios. Auch das Thema lebenslanges Lernen steht im Fokus.
Auch für selbstständige Übersetzer/Dolmetscher* ist die Weitergabe von Wissen und Erfahrungen an jüngere Kollegen*, die den Weg in die Selbstständigkeit wagen (wollen), relevant und wichtig – informell, über einschlägige Foren, von älteren Hasen verfassten Fachbüchern und auch im Rahmen von Mentoring-Initiativen.
Geschlecht
Geschlechterverhältnisse prägen Organisationen nachhaltig. Bei der Dimension „Geschlecht“ geht es darum, die geschlechterspezifischen Verhaltensweisen, Werte und Präferenzen konstruktiv für das Unternehmen zu nutzen. Frauen in einem männlich dominierten Umfeld sollen ebenso unterstützt werden wie umgekehrt. Angesichts der zunehmenden Bedeutung der Work-Life-Balance nutzen auch immer mehr Männer Unternehmensprogramme, die ihnen mehr Zeit mit der Familie oder die Betreuung von Angehörigen ermöglichen.
Ethnie oder Nationalität
Das Leben und Arbeiten in einem multikulturellen Umfeld bringt enorme Chancen – das haben nicht nur Großkonzerne erkannt. Unterschiedliche Arbeitsweisen und Herangehensweisen bei der Problemlösung sind ebenso bereichernd wie vielfältige Sprach- und Kulturkenntnisse, die den Schlüssel zu neuen Märkten sein können.
Handicaps
Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung sollen im Arbeitsprozess integriert und ihr Potenzial in den Vordergrund gerückt werden. Dabei geht es zum Beispiel um die Barrierefreiheit am Arbeitsplatz. Übrigens ist diese Diversity-Dimension die einzige, für die es in Deutschland eine gesetzliche Regelung gibt, nämlich die Quote für die Beschäftigung von Schwerbehinderten, die bei 5 % für Unternehmen mit mehr als zwanzig Mitarbeitenden liegt. Eine Vielzahl von Unternehmen erreicht die geforderte Quote leider nicht und zahlt dafür einen Ausgleich.
Weitere Dimensionen
Heutzutage muss es möglich sein, dass eine Vielzahl religiöser Praktiken und Überzeugungen innerhalb des Unternehmens und überhaupt in der Gesellschaft nebeneinander existieren können. Zu nennen ist hier zum Beispiel die Berücksichtigung der Feiertage in unterschiedlichen Religionen oder die Speisenangebote in Mensen und Kantinen entsprechend den religiösen Gepflogenheiten. Was die sexuelle Orientierung betrifft, so erkennen Unternehmen inzwischen, dass ein aufgeschlossener Umgang mit diesem Thema Motivation und Leistungselan freisetzt. Und selbstverständlich darf ein Mensch auch nicht aufgrund seiner sozialen Herkunft diskriminiert werden.
Vorurteile abbauen
Insgesamt geht es um die Gleichbehandlung aller Menschen, um Chancengleichheit und um den Abbau von Diskriminierung. Den vielfältigen Erfahrungen und Leistungen des Individuums soll Rechnung getragen und dem einzelnen Menschen (mehr) Respekt und Wertschätzung entgegen gebracht werden.
Auch und gerade in der Unterschiedlichkeit gibt es Gemeinsamkeiten, die es zu finden und zu nutzen gilt, um die Gesellschaft in ihrem Zusammenleben so verbessern zu können.
(*) Ausschließlich zum Zweck der besseren Lesbarkeit wird in meinen Artikeln auf die geschlechtsspezifische Schreibweise verzichtet und das generische Maskulinum verwendet. Alle personenbezogenen Bezeichnungen und Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat nur redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung.
Headerfoto „hands“ von use-at-your-ease auf Pixabay. Vielen Dank.