Kein leichter Job

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Kein leichter Job

Hallo Ihr Lieben,

ja, ich weiß, ich hab lang nichts mehr von mir hören lassen, aber wisst ihr, ich hab echt viel um die Ohren. Es fängt morgens an, wenn wir Gassi gehen, und hört abends auf, wenn Frauchen und ich schlafen gehen – so gegen halb zwölf. Also ich erzähl’s euch.

Frauchen und ich stehen etwa mit der Sonne auf, also im Sommer viel früher als im Winter. Als ich noch klein war – bin ja jetzt ein Großer – wollte ich das ganze Jahr um 6 aufstehen und die Welt unsicher machen, aber das hat sich gelegt. Auf jeden Fall laufen wir morgens je nach Wetter eine gute halbe Stunde, wenn’s richtig schönes Wetter gibt, auch mal ’ne Stunde. Dann kommen wir nach Hause, spielen im langen Flur noch ein wenig Ball. Frauchen meint nämlich, dass andere Muskeln trainiert werden, wenn ich nach einem Ball springe, als wenn ich nur laufe. Wahrscheinlich hat sie das im Internet gelesen. Na ja, ich spiele ja gerne Ball, muss dann springen, laufen, fangen … Das macht Spaß.

Dann bekomme ich mein Frühstück: Dosenfutter vom Feinsten – Pferdefleisch, anderes vertrage ich nicht – mit gekochten Möhren. Schmeckt mir super. Dann ein oder zwei Esslöffel Hirtenkäse, den mag ich besonders gern. Während ich frühstücke, bereitet Frauchen das Frühstück für Herrchen und sich selbst. Ich liege derweil unter ihrem Stuhl im Wintergarten und warte, bis meine Leute frühstücken. Es kommt auch vor, dass Herrchen später kommt, weil er noch schläft, dann frühstückt Frauchen halt allein. Was sag ich? Sie ist ja nicht allein, ich bin ja da … und warte auf meinen Löffel Honig, den ich zum Abschluss bekomme. Na ja, Löffel .. ein halber ist es. Soll gesund sein.

Dann fängt der harte Job an. Ob Frauchen am Schreibtisch sitzt, am PC arbeitet oder im Haus werkelt, ich will immer bei ihr sein und ihr assistieren. Ich lasse sie nicht aus den Augen, bin immer maximal 1 Meter von ihr entfernt. Das ist echt ermüdend. Wenn Frauchen am Schreibtisch sitzt oder am PC arbeitet, liege ich unterm Schreibtisch und beaufsichtige ihre Arbeit. Schließlich bin ich ihr Assistent. Richtig krass wird es, wenn sie im Haus werkelt, hin- und herläuft, mal einen Lappen holt, mal draußen was ausschüttelt, meine Körbe saubermacht … Ich glaube, da habe ich am Ende so viele Kilometer in den Pfoten wie ein Fußballer in 90 Minuten Spielzeit. Äh, na ja, in etwa …

Und gleichzeitig muss ich kontrollieren, wer sich in unserem Garten aufhält: Eichhörnchen, Krähen, Tauben … An die kleinen Vögel, die in den bereitgelegten Trögen baden und trinken, habe ich mich inzwischen gewöhnt, die sind in Ordnung. Aber Nachbars Katze, das geht gar nicht.

Wenn Frauchen Pakete bekommt, muss ich beim Auspacken helfen. Also prüfen, ob am Ende nicht doch noch was (für mich) drin ist. Das ist echt anstrengend, macht aber riesig Spaß.

Und schon ist es Mittag, dann heißt es Gassi.

Das macht echt Spaß, denn da treffen wir oft auf andere Hunde in unserem Wohnviertel. Ich bin ja freundlich zu allen, die meisten zu mir, aber da gibt es zwei, die gar nicht freundlich sind. Einer heißt Bengo, ein Kangal, ein einjähriger Riese, wiegt 70 Kilo und ist gar nicht nett. Sein Herrchen kommt kaum mit ihm zurecht. Und dann ein kleiner weißer Wuselheimer, der knappe 4 Kilo wiegt, sich aber für Graf Koks hält. Na ja, meinetwegen, da stehe ich drüber.

Aber unterwegs erkunden wir auch alles Mögliche. Bis ich die vielen Mauselöcher geprüft habe, dauert es eine Weile, aber Frauchen hat viel Geduld. Wir fahren manchmal in den nahen Schwarzwald oder auch an den Rhein – alles keine große Entfernung.

Wenn wir vom Mittagsgassi zurückkommen, krieg ich ein getrocknetes Hasenohr, das ich genüßlich zerkaue. Ist auch gut für die Zähne oder, besser gesagt, gut gegen Zahnstein. Das Entfernen von Zahnstein bei Hunden kann meist nur unter Vollnarkose erfolgen, das sollte man vermeiden. So ein Hasenohr ist was Feines, solltet ihr auch mal probieren.

Am Nachmittag geht’s gerade weiter mit dem Assistenz- und Aufsichtsjob. Ich sag’s euch, er-mü-dend! Aber keine Bange: Ich lasse Frauchen nicht aus den Augen, ich schlafe kaum, döse höchstens. Steht sie von ihrem Stuhl auf, bin ich sofort hellwach und gehe hinterher. Nicht, dass sie etwa abhaut!

Am Nachmittag spielen wir gegen drei Uhr im Garten: Mit dem Ball macht es mir am meisten Spaß. Ich kann richtig gut hochspringen und den Ball aus der Luft fangen. Nur mit dem Bringen hapert’s noch, denn oft kaue ich lieber auf dem Ball herum, als dass ich ihn Frauchen bringe. Dann leg ich mich aufs Gras und knabbere am Ball oder grabe Löcher in den Rasen oder genieße einfach die frische Luft – da kann sich Frauchen die Seele aus dem Leib rufen. Ich finde, ein Terrier sollte Charakter zeigen und seinen Willen hin und wieder durchsetzen. Basta. Zwischendurch muss ich auch selbst meinen Korb aufräumen, das dauert ein wenig, weil Frauchen mir ihre alte Bettdecke reingelegt hat. Die ist groß und unhandlich, äh, unpfotlich.

Abends wird es dann ruhiger. Gegen halb fünf erinnere ich Frauchen daran, dass es gleich Zeit für mein Abendessen ist. Aber meistens ist sie damit pünktlich, das muss ich bestätigen. Wenn Frauchen es sich am Abend auf der Wohnzimmercouch gemütlich macht, lege ich mich zu ihr und drücke mich an ihr Bein. So kann sie nicht unbemerkt weggehen. Dann kann ich endlich schlafen. Frauchen behauptet, ich schnarche. Das ist natürlich nicht wahr. Sie müsste mal hören, wie sie nachts schnarcht, haha.

Das Autofahren klappt inzwischen ganz gut, auch ohne Transportspray (das Zeug sorgt für weniger Stress und reduziert die Anzeichen von Reiseangst wie Hecheln, Zittern und Unruhe beim Autofahren). Nur wenn es kurvig wird, mag ich es gar nicht. Frauchen hat mir übrigens ein tolles Reisekissen gekauft. Wenn es im Fußraum des Beifahrers liegt, kann ich den Kopf auf die eine etwas höhere Seite ablegen und bin dann auf gleicher Höhe wie die Sitzfläche des Autositzes. Da spüre ich die Erschütterungen weniger. Frauchen hat zwar dann kaum Platz für ihre Füße, aber das nimmt sie für mich gerne in Kauf.

Im September sind wir ins nahe Elsass gefahren, weil Frauchen ihren neuen Pass im Rathaus beantragen musste. Die Damen in dem Büro dort konnten sich nicht mehr einkriegen und fanden mich „total süß“. Als ob man mich essen könnte! Auf dem Rückweg haben wir eine Fähre genommen, das war eine neue Erfahrung. Die Überfahrt dauerte nur 4-5 Minuten, aber trotzdem habe ich die Bewegungen des Wassers gespürt. Auf dem Foto könnt ihr übrigens sehen, wie ich prüfe, ob Herrchen ordentlich fährt.

Ach, und letzte Woche fiel auf einmal Schnee. Das war ganz lustig, aber irgendwie doch störend, weil ich meine Mauselöcher unterwegs nicht mehr so gut erkunden kann, wenn alles schneebedeckt ist. Und es war so kalt, dass sich die Mäuse verkrochen haben – keine Chance, eine zu fangen.

Wie ihr seht, ist also den ganzen Tag etwas los, mein Job ist nicht leicht. Aber ich will mich nicht beklagen, ich habe es gut in meiner WG.

Ich wünsche euch allen schöne Feiertage, bleibt gesund.

Bis zum nächsten Mal. Liebe stupsnasenfeuchte Grüße

Euer Freddy

  1. Hallo Freddy,das war wieder eine schöne Geschichte.Liebe Grüße aus Neu Isenburg und ein schönes Weihnachtsfest

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