Weinstuben in der Pfalz

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Weinstuben in der Pfalz

Ausflugsziele für den Spätsommer – für einen Tag oder auch länger

Erfahrungen und Tipps einer Pfalzliebhaberin (keine bezahlte Werbung)

Die südliche Pfalz ist eine Reise wert: Pfälzerwald und Weinberge laden zu Wanderungen, Spaziergängen oder Radtouren ein, die sich dank der günstigen klimatischen Verhältnisse mit vierzig bis fünfzig Sommertagen mehr als der Bundesdurchschnitt recht angenehm gestalten lassen. Auch an vielfältigen Einkehrmöglichkeiten fehlt es wahrlich nicht. Das mediterran anmutende Klima lässt Feigen, Mandeln, Bitterorangen, Zitronen, Kiwis, Walnüsse und Edelkastanien gedeihen, die auch in den Restaurantküchen verarbeitet werden, ganz zu schweigen von den Trauben, die in den ansässigen Weingütern zu edlen Tropfen werden.

Wer an Pfalz und Pfälzer Weinlokale und Weinstuben denkt, assoziiert damit meist einfache und deftige Gerichte. Längst ist die Küche nicht mehr nur rustikal geprägt: Auch das feinere kulinarische Handwerk hat inzwischen seinen Platz in der Region gefunden. Doch die Pfalz darauf zu reduzieren, ist ein Fehler, hält sie doch inzwischen die ganze Bandbreite bereit – von rustikal bis fein und für jeden Geschmack. So bietet das Leopold im Weingut von Winning in Deidesheim geerdetes Weinstubenflair mit angenehmer Wohlfühlatmosphäre. Den Gästen werden von Christian Meier und Siegfried Gebhart, Küchenchefs im Leopold, altbekannte Gerichte in neuer Interpretation kredenzt, so zum Beispiel die Pfälzer Trilogie mit Rieslingkraut und Kartoffelstampf, bestehend aus Bratwurst, Leberknödel und dem berühmten Saumagen, oder Tatar vom Irischen Weideochsen mit hausgemachten Pfälzer Fridde. Dazu gibt es ausgewählte Weine nicht nur aus dem hauseigenen Keller.

Im Restaurant Spinne auf dem Weingut Christmann in Gimmeldingen werden die Gäste von Christiana Mix und Jörg Friedrich bewirtet. Im historischen Weinkeller mit stimmungsvoller Atmosphäre oder an altweibersommerlichen Tagen auch im romantischen begrünten Innenhof werden allerlei Leckereien, die Jörg Friedrich mit viel Kreativität zubereitet, von Gastgeberin Christiana Mix serviert. Dem Gast fällt die Wahl aus der reichhaltigen Speisekarte sehr schwer. Gekocht wird mit regionalen und saisonalen Produkten, das Ergebnis ist stets hervorragend.

An den rustikalen Holztischen der Weinstube Brand in Frankweiler (sie haben keine Website) rückt man gerne zusammen, um nicht nur das gemütliche und herzliche Ambiente, sondern auch die von Christian Knefler, der die Weinstube mit seiner Frau Eva-Maria betreibt, liebevoll zubereiteten Gerichte zu genießen. Dabei umfasst das Speisenangebot des mit einem Bib Gourmand – dem Hinweis auf ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis – ausgezeichneten Restaurants sowohl Typisches wie Saumagen und Rumpsteak als auch raffiniertere Speisen wie die Variation vom Pfälzer Reh mit Selleriefondue, Petersilienpüree, gefülltem Hefeknödel und Süßholz-Cranberryjus.

Ein Besuch in der Weinstube WEINreich (in dieser Schreibweise) in Freinsheim lässt Sie in die kulinarischen Genüsse der Pfalz eintauchen. Gastgeber Jeanette und Henning Weinheimer, die das Restaurant seit Juni 2012 gepachtet haben, bieten neben typischen Gerichten auch besondere Interpretationen der Klassiker wie das Carpaccio vom Wachenheimer Saumagen mit Pfifferlingvinaigrette. Ein Fixpunkt auf der regelmäßig wechselnden Speisekarte sind das Rumpsteak vom Rinderrücken sowie die Lachsklößchen aus dem Rieslingsud mit Krustentierschaumsauce und geschmortem Fenchel. Auch die Weinstube WEINreich hat einen Bib Gourmand. Die Weinkarte mit über 150 Positionen von über 50 Weingütern lässt übrigens keine Wünsche offen.

Von der Pfalz in die weite Welt und auch wieder zurück geht’s, wenn man im WeinRestaurant Fritz Walter einkehrt und sich hier spannende Gerichte auftischen lässt. In Niederhorbach wartet das im Jahr 2008 von Christine und Eckhard Walter übernommene Restaurant mit allerlei aus dem Pfälzer Repertoire auf: Der Pfälzer Teller mit Leberknödel, Bratwurst und Saumagen aus eigener Herstellung ist der Klassiker. Dabei probiert sich die Küche aber auch an Neuem, denn die Spezialität des Küchenchefs Björn Reuter ist die Crossover-Küche aus modernen, internationalen Einflüssen und altpfälzischen Köstlichkeiten. Der Gast spürt deutlich, dass dabei die Pfälzer Wurzeln und das Kulturgut der Pfalz, in dem das Essen eine zentrale Rolle spielt, nicht vergessen werden. Wer auch „mal weniger Pfalz“ möchte, kann auch einen koreanischen Abend (zum Beispiel am 16.11.2022) erleben.

Wer es ungeschnörkelt, familiär und besonders herzlich möchte, besucht das Weingut Kost in Gleisweiler. In gemütlichem Ambiente werden zum Wein traditionelle Pfälzer Spezialitäten wie Saumagen oder Leberknödel serviert. Ein ebenfalls sehr leckeres Gericht ist das Schweinefilet mit Bratkartoffeln oder das exakt auf den (gewünschten) Punkt gebratene Rumpsteak. Das Weingut Kost bietet auch Weinproben, Führungen durch die Weinberge und Wanderungen im Pfälzer Wald an. Wer dort für eine Nacht oder länger heimisch werden möchte, dem stehen eine familiengerechte Ferienwohnung sowie Stellplätze für Wohnmobile zur Verfügung.

Das kleine Städtchen Gleisweiler, das übrigens seit 2007 mit dem thüringischen Gompertshausen verschwistert ist, beheimatet ein interessantes Papiermuseum sowie einen Park mit uralten Bäumen und ist Startpunkt einer kleinen Wanderung zur Walddusche: Sie ist die einzige historische Walddusche Deutschlands. 1848 von einem örtlichen Arzt erbaut und in den 1990er Jahren instandgesetzt, führt die Anlage acht bis zwölf Grad kaltes Wasser. An heißen Sommertagen herrscht reger Betrieb von mutigen Kaltduschern.

Ein großer Verlust für Pfalz-Besucher und -Besucherinnen und Liebhaber der Pfälzer Küche ist die dauerhafte Schließung seit Mitte 2021 der Weinstube Hahn in Landau Arzheim. Inhaber Rudi Hahn zauberte in seiner Küche leckere Pfälzer Gerichte wie zum Beispiel Fläschknepp mit frischem Meerrettich und Gereeschde (Bratkartoffeln), während seine Frau Elisabeth mit Herzlichkeit und Elan die Gäste betreute. Der hausgemachte, täglich frisch zubereitete und lauwarm servierte Rindfleischsalat war ein Gedicht, an das sich die treuen Gäste noch heute erinnern. Die Weinstube Hahn hatte viele langjährige Stammgäste, die sich dort pudelwohl fühlten und das ehrliche Essen genossen. Die endgültige Schließung ist eine Folge der Pandemie.

Kleines Pfälzisch-Glossar (pardon, Pälzer Wörderbuch)

  • Grumbeere, Krumbeere = Kartoffeln
  • Gummere = Salatgurke
  • Grumbeere Stampes = Kartoffelbrei
  • Flääschknepp = Fleischklöße
  • Läwwerknepp oder Läwwerknedel = Leberknödel
  • Gereeschde oder Greeschde, auch Brodkatoffle = Bratkartoffeln
  • Bettsächer = Löwenzahnsalat (vermutlich, weil Löwenzahn auf Französisch „pissenlit“ heißt, was etwa „ins Bett pieseln“ bedeutet. Hintergrund sind die harntreibenden Eigenschaften des Löwenzahns.)
  • Duwakblädder = Tabakblätter
  • Grummbearaschnitz unn Knäpf = Kartoffelschnitz mit Knödel
  • Gequellde = Pellkartoffeln
  • Grumbeerekichelscher = Kartoffelpuffer
  • Grumbeerschdammbes = Kartoffelbrei
  • Gruschele = Stachelbeeren
  • Gellerieweschdombes = Karottenpüree
  • Hansgebiebsche = Johannesbeere
  • Hoorische = Kartoffelklöße aus rohen Kartoffeln
  • Schneebällcher = Kartoffelklöße aus gekochten Kartoffeln
  • Zwiwwle = Zwiebeln
  • Grienesbudsche = Suppengrün
  • Grieweworscht = Blutwurst

In diesem Sinne: Viel Spaß in der südlichen Pfalz … un an gudde!

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