Ein halbes Jahr

4
Ein halbes Jahr

Hallo Ihr Lieben,

endlich komm ich mal dazu, euch wieder zu berichten. Echt, ich bin total beschäftigt. Die wichtigste Aufgabe ist, immer zu gucken, wo Frauchen ist. Nicht, dass die sich mal wegschleicht. Ich folge ihr wie ein Schatten und passe immer schön auf, wo sie hingeht. Sie sagt ja manchmal „ich komm gleich wieder“, geht kurz zur Haustür raus und kommt tatsächlich gleich wieder. Ich glaube, sie gießt dann den Vorgarten oder bringt etwas zur Mülltonne. Ich warte dann im Haus vor der Haustür.

Irgendwann hat sie wieder gesagt „ich komm gleich wieder“ und war ewig lang weg, also fast eine Stunde. Unfassbar! Aber ich bin brav gewesen und hab einfach gewartet. Das macht sie jetzt übrigens öfter. Inzwischen bin ich mir sicher, dass sie immer zurückkommt. Ich hab sie nämlich verzaubert, haha. Wenn sie länger weg ist, kommt sie mit Taschen voller Zeug zurück, oft riecht es dann nach leckerem Fleisch – da war sie für mich jagen. Warum sie mich nicht mitnimmt, ist mir ein Rätsel. Schließlich bin ich doch ein Jagdhund und könnte die Beute bestimmt besser als Frauchen erlegen.

Kürzlich war mein Frauchen total traurig, weil mein Vorgänger Filou jetzt schon ein Jahr im Hundehimmel ist. Sie hat von einer Bekannten eine Karte bekommen. Als sie die gelesen hat, musste sie ganz doll weinen. Ich wusste erst nicht, was ich machen soll. Dann bin ich ganz schnell zu meinem Spielzeugkorb gerannt, hab mein Lieblingsspielzeug herausgefischt und ihr gebracht. Da hat sie mich in den Arm genommen und noch doller geweint. Ich tröste sie, so gut ich kann.

Frauchen hat beschlossen, einen feinen Pinkel aus mir zu machen. Also sie sagt, mein Fell müsste getrimmt werden. Na ja, wo sie Recht hat, hat sie Recht: Ich bin ja ein Parson Russell Terrier, und der Parson hat ein dreischichtiges Fell, das sich ständig erneuert: Neues Fell wächst nach, während altes Haar abstirbt. Die Unterwolle wächst, das Deckhaar ebenso. Und wenn sich das Ganze verheddert und lang und länger wird, seh ich aus wie ein Yeti. Frauchen hat da so ein nicht schneidendes Trimmmesser, das klappt wunderbar – ist wie eine Massage. Alle Körperteile, auch die Pfoten und der Kopf, werden damit behandelt. Anschließend bin ich echt schnieke. Blöd ist nur, dass ich dabei ziemlich still halten muss. Aber ich krieg am Ende immer ein paar Leckerli.

Mann, Leute, diese Hitze war affig – nix für Hunde. Ich hab mir immer ein kühles Plätzchen gesucht und bin immer wieder in mein Planschbecken gehopst, um die Pfoten und den Bauch abzukühlen. Fast 40°C und eine Luft wie in der Wüste … Zum Glück ist das jetzt vorbei.

Stellt euch vor! Kürzlich hab ich echt ’nen Schrecken gekriegt: Geh ich doch in ein Zimmer, auf das ich bisher nicht neugierig war, da stand ein Hund vor mir. Da musste ich direkt bellen, bin dann näher ran, aber der ging nicht weg. Bewegt hat der sich schon, aber er hat nach nix gerochen. Ich hab mich dann direkt davor postiert und erst mal abgewartet, bis ich gemerkt habe, dass von ihm keine Gefahr ausgeht. So richtig schlau bin ich aus der Begegnung nicht geworden, aber egal. Ich schau auch ab und zu nach, ob er noch da ist. Und tatsächlich: Jedes Mal, wenn ich in das Zimmer gehe, ist der Kerl da!

Sagt mal, habt ihr auch einen Vierbeiner? Hund oder Katze? Wo dürfen die denn schlafen? Hoffentlich in eurem Bett! Also meine Transportbox, ihr erinnert euch – so ein graues Ding mit vielen Öffnungen auf fast allen Seiten – ist inzwischen zu klein für die Nachtruhe. Für eine Fahrt im Auto oder so ist das OK, aber für die ganze Nacht ist das zu klein – meine ich zumindest. Nun gab es noch von meinem Vorgänger (ihr wisst schon, der Tippgeber für meine WG) einen ganz großen Korb, der ist eigentlich in Ordnung. Frauchen hat mir da auch ein Leinenlaken drauf, weil ich es doch kühl mag. Aber wenn ich ehrlich bin, würde ich doch viel lieber bei meinem Frauchen im Bett schlafen. Wie macht ihr es mit euren Vierbeinern? Ich brauche nämlich Argumente, um mein Frauchen zu überzeugen.

A propos zu klein: Ich bin jetzt sechs Monate alt und echt groß geworden. Bin jetzt fast schon so groß wie mein Vorgänger, als er ausgewachsen war. Und ich wiege 6,7 Kilo. Vielleicht werde ich so groß wie ein dänische Dogge? Haha, da würden Frauchen und Herrchen aber Augen machen! Wollt ihr mal sehen, wie ich mich entwickelt habe? Da auf dem Foto könnt ihr das sehen. Ich hab jetzt auch keine Milchzähne, mein neues Gebiss ist super.

Meine Mama ist ja ziemlich groß. Habe ich euch schon von ihr erzählt? Sie heißt Lissy und macht Agility, da hat sie schon viele Preise gewonnen. Da muss man verschiedene Hindernisse auf einem Parcours bewältigen, also über Stangen oder durch einen Ring springen, wie beim Slalom zwischen stehenden Stangen rennen, über eine Wippe laufen usw. Mein Frauchen will das ab Herbst auch mit mir machen. Bin gespannt, ist bestimmt lustig.

So, das war’s wieder für heute. Macht’s gut und bleibt alle gesund.

Mit feuchten Stupsnasengrüßen

Euer Freddy

  1. Hallo Giselle, es war wieder wie immer eine schöne Geschichte von Freddy. Liebe Grüße aus Neu Isenburg

    • Liebe Inge,
      Freddy und ich freuen uns, wenn dir die „Berichte“ gefallen. Bleib gesund. Liebe Grüße aus Karlsruhe

  2. Liebe Frau Chaumien,

    wie schön, dass Sie Freddy gefunden haben! Die Fotos sind hinreißend, die Geschichten auch.
    Mein Freddy heißt Tonka, wird nächste Woche 4 Monate alt und irgendwann deutlich größer als Ihr süßer Parson Russell Terrier, denn sie – mein Goldendoodle-Mädel – hat Königspudel und Golden Retriever im Ahnenpass. Neun Jahre Pause nach meinem Aladin waren dann genug.

    Jeden Tag – auch an den anstrengenderen, wenn Fräulein Tonka gerade wieder Blödsinn ausgeheckt hat und ich mich um dessen Beseitigung aus Jobgründen gerade nicht kümmern kann – bin ich froh über diese Entscheidung, endlich wieder die Tür zu einer neuen Lebensbeziehung geöffnet zu haben.

    Das ist wahrer Reichtum.

    Ihnen und Ihren WG-Mitgliedern wünsche ich eine schöne Woche,
    alles Liebe
    Petra Schulte

    • Liebe Frau Schulte,
      das ist ja eine zauberhafte Nachricht. Ich wünsche Ihnen mit Tonka alles Liebe und Gute. Ja, so ein WG-Mitbewohner kann die „Ordnung“ oder das, was wir uns darunter vorstellen, ganz schön auf den Kopf stellen. Aber das ist auch gut so, denn es bringt uns raus aus dem Trott und auf neue Gedanken.
      Liebe Grüße
      Giselle Chaumien

LEAVE A REPLY

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .