Nesseln schmecken Eseln nicht

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Nesseln schmecken Eseln nicht

Zungenbrecher in der deutschen und der französischen Sprache

Wahrscheinlich gibt es sie in jeder Sprache: die Zungenbrecher. Manche sind so tückisch, dass sie selbst Muttersprachlern schwer fallen. Am bekanntesten ist wohl in Deutsch der gute Fischers Fritze, der ja frische Fische fischt. Am schwierigsten ist nach meinem Empfinden „Blaukraut bleibt Blaukraut, und Brautkleid bleibt Brautkleid“.

Was macht einen Zungenbrecher schwierig? Die Abfolge ähnlich klingender Wörter, in denen sich einzelne Silben geringfügig voneinander unterscheiden. Der Wechsel zwischen weichen und harten oder zwischen langen und kurzen Buchstaben führt zusätzlich dazu, dass sich der Sprecher leicht „verhaspelt“. Hinzu kommt: Je abstrakter der Sinn, desto schwieriger ist es, den Satz auszusprechen, weil eine höhere Konzentration erforderlich wird. Allerdings gilt auch hier wie in vielen Dingen: Übung macht den Meister.

Für das deutsche Wort Zungenbrecher kennt der Franzose übrigens mehr als nur ein Pendant: un casse-langue, was wörtlich dem Zungenbrecher entspricht, un virelangue – nach dem englischen Wort tongue twister – oder auch un fourchelangue  (vom Ausdruck  la langue lui a fourché“ = prononcer un mot à la place d’un autre ou faire une faute de prononciation).  Allerdings sind diese drei Begriffe nicht alle gleichermaßen geläufig. Man spricht auch von phrases à piège – das sind Sätze, die einen in die Falle locken.

Zungenbrecher dienen nicht nur zur Erheiterung aller Beteiligten. Sie werden auch gezielt als Sprech- und Artikulationsübungen eingesetzt: zum Verlernen von Sprachfehlern oder Dialektfärbungen oder einfach zum Verbessern der Aussprache zum Beispiel für Profi-Sprecher, Radiomoderatoren, Dolmetscher usw.

Zu meinen Lieblingszungenbrechern in Deutsch zählen folgende:

  • Auf den sieben Robbenklippen sitzen sieben Robbensippen, die sich die Rippen stippen, bis sie von den Klippen kippen.
  • Auf dem Rasen rasen Hasen, atmen rasselnd durch die Nasen, denn ein rasender rasselnder Hase will nur eines : auf dem Rasen rasen.
  • Bürsten mit weißen Borsten bürsten besser, als Bürsten mit schwarzen Borsten bürsten.
  • Im dichten Fichtendickicht sind dicke Fichten wichtig, weil der Dickicht für Fichten, wenn sie dick sind, wichtig ist.
  • Der Leutnant von Läuten befahl seinen Leuten, nicht eher zu läuten, bis der Leutnant von Läuten seinen Leuten das Läuten befahl.
  • Wer gegen Aluminium minimal immun ist, besitzt Aluminium-Minimalimmunität,  Aluminium-Minimalimmunität besitzt, wer minimal gegen Aluminium immun ist.
  • Junge jodelnde Jodlerjungen jodeln jaulende Jodeljauchzer, jaulende Jodeljauchzer jodeln junge jodelnde Jodlerjungen.
  • Acht alte einsame Ameisen aßen am Abend eine einzelne Ananas, aber Esel essen Nesseln nicht, denn Nesseln schmecken Eseln nicht.
  • Gips gibt’s in der Gipsfabrik, und Grips gibt’s nur im Hirn. Wenn’s in der Gipsfabrik keinen Gips mehr gibt, dann gibt’s im Hirn auch keinen Grips.
  • Mischwasserfischer heißen Mischwasserfischer, weil Mischwasserfischer im Mischwasser Mischwasserfische fischen.

Und was sind Ihre Lieblingszungenbrecher? Nutzen Sie die Kommentarfunktion.

Auch in der französischen Sprache gibt es unzählige Zungenbrecher. Sie sind auch für Jung und Alt eine Herausforderung beim Diktat. Hier eine kleine Auswahl:

  • Ah, pourquoi, Pépita, sans répit m’épies-tu ? Dans les bois, Pépita, pourquoi te tapis-tu ? Tu m’épies sans pitié ! C’est piteux de m’épier ! De m’épier, Pépita, saurais-tu te passer ?
  • Un comte comptant ses comptes, content de son comté, raconte un conte, d’un comte con comptant des comptes mécontents, en contant un conte contant un comte con mécontent se contentant d’un compte con en mangeant son comté.
  • Didon, dîna, dit-on, du dos d’un dodu dindonneau, mais si Didon dîna du dos de ce dodu dindon, c’est que le dos dudit dindon céda aux doux et doctes coups de ladite Didon.
  • Tonton, ton thé t’a-t-il ôté ta toux ? demanda le matou tout tatoué au toutou tout tondu. Mais pas du tout, dit le matou, je tousse tant que l’on m’entend de Tahiti à Tombouctou.

Und natürlich dürfen die beiden virelangues  nicht fehlen, die jedes Kind in Frankreich kennt:

Il était une fois,
Une marchande de foie,
Qui vendait du foie,
Dans la ville de Foix.
Elle se dit ma foi,
C’est la première fois
Et la dernière fois,
Que je vends du foie,
Dans la ville de Foix.

Les chaussettes de l’archiduchesse, sont-elles sèches ou archisèches ?

Zu guter Letzt ein Zungenbrecherrätsel:

Je suis ce que je suis, mais je ne suis pas ce que je suis. Si j’étais ce que je suis, je ne serais pas ce que je suis. Qui suis-je ?

Wenn Sie auch nette und weniger bekannte Zungenbrecher in Deutsch und Französisch kennen oder auch das Rätsel lösen, nutzen Sie die Funktion « Kommentar ».

Übrigens:
Im Juni 2006 nahm Dr. Georg Winter an einer Wette in der ZDF-Sendung „Wetten, dass?“ teil. Er sprach 7 selbst erdachte Zungenbrecher in einer Minute und wurde zum schnellsten Zungenbrechersprecher Deutschlands.
Das Video zur Wette ist leider nicht mehr verfügbar, den dazugehörigen Text gibt es hier.

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