Fachgebiet Quantenphysik

0
Fachgebiet Quantenphysik

Ein hochinteressantes Fachgebiet für Übersetzer (*) – in jeder Hinsicht.

Treue und aufmerksame Leser (*) meines Blogs wissen, wie penetrant ich immer wieder darauf hinweise, dass Übersetzer (*), die sich eine echte Spezialisierung in einem nicht allzu weitgefassten Fachgebiet erarbeitet haben, beruflich vor KI nichts zu befürchten haben, quasi wie die Made im Speck leben und sich die Rosinen herauspicken können. Rosinen im Speck? Na ja, Sie wissen schon, was ich meine. 😉

In meinem jüngsten Blogartikel „Übersetzerberuf: keineswegs todgeweiht“ schrieb ich, was ein Übersetzer tun muss, um nicht von KI-Übersetzungen überrannt und ersetzt zu werden, nämlich:
Erstens: spezialisieren.
Zweitens: spezialisieren.
Drittens: spezialisieren.
Und damit meine ich explizit NICHT, drei Fachgebiete zu erarbeiten, um auf der Website zu verkünden „Fachgebiete Technik, Wirtschaft und Recht“, sondern: das Fachgebiet innerhalb des Fachgebiets, darin dann die spezielle Fachrichtung XY, und diese noch besser, noch detaillierter, noch kompetenter, sodass Sie jederzeit ein Fachgespräch mit einem Ingenieur dieser Fachrichtung, einem Mediziner dieser Disziplin, einem Chemiker dieser Sparte problemlos führen können.

Das Fachgebiet, über das ich heute berichte, ist ein solches Beispiel:

Wissenschaftliche Übersetzungen >> Physik >> Quantenphysik

Warum gerade dieses Spezialgebiet? Unter anderem, weil die drei US-Amerikaner John Clarke, Michel Devoret und John Martinis den Physik-Nobelpreis 2025  für ihre Forschung im Bereich Quantenphysik erhalten haben. Außerdem ist das ein superspannendes Thema: einmal Blut geleckt, und man kommt nicht wieder los.

Sie denken, dass Quantenphysik ein Thema ist, das völlig aus der Welt gegriffen ist und nichts mit unserem Alltag zu tun hat? Falsch! Ohne Quantenphysik gäbe es keine MRT- oder CT-Untersuchung in der Medizin, keine Solarzellen, keine Computer, keine Smartphones, um nur einige Beispiele zu nennen.

Historie

Ende des 19. Jahrhunderts dachte man fälschlicherweise, in der Physik sei nun alles erforscht und entdeckt worden – Haken dran. Doch mit der Relativitätstheorie und der Quantenphysik tat sich Anfang des 20. Jahrhunderts eine neue Welt auf: Man erkannte vor ca. 100 Jahren, dass die Gesetze der klassischen Physik, wie man sie bisher zugrunde legte, also zum Beispiel der Magnetismus, die optischen Gesetze, Wärmelehre, Elektrizitätslehre usw., auf das Verhalten mikroskopischer Systeme aus dem Bereich Materie und Energie wie Atome, Atomkerne, Photonen und Elektronen nicht anwendbar sind.

Übrigens: Meist werden die Begriffe Quantenphysik und Quantenmechanik synonym verwendet. Quantenmechanik ist jedoch spezifischer, insofern ist Quantenphysik der Oberbegriff.

Worum geht es?

Um zu verstehen, was Quantenphysik ist, muss zunächst der Begriff Quanten erklärt werden. Physiker haben festgestellt, dass bestimmte Eigenschaften wie Energie, Spin oder elektrische Ladung nur diskrete WerteDiskrete Werte sind Werte, die getrennt voneinander sind, nur bestimmte, zählbare Werte annehmen können und nicht weiter unterteilt werden können, da zwischen den Werten keine Zwischenwerte existieren. Beispiel: In einer Arbeitsgruppe sind 15 Mitglieder; man kann keine 15,5 Mitglieder haben. annehmen können, die Vielfache einer fundamentalen Größe sind. Diese Grundeinheit ist das Quant. Oder noch einfacher ausgedrückt: „Der Begriff Quant bedeutet, dass die Energie nicht kontinuierlich, sondern in Päckchen, in Quanten, abgegeben oder aufgenommen wird. Es gibt eine kleinste Einheit, in der Energie auftreten kann.“, so Dr. Cecilia Scorza-Lesch von der LMU München. „In unserer Welt sind wir an die genaue Platzierung eines Dinges gewohnt. In der Quantenphysik schwankt selbst die Angabe eines Ortes. Da steht dann ein Teilchen nicht genau da, sondern genau genommen ist sein Ort eben unbestimmt. Man kann dann nur mit Wahrscheinlichkeiten operieren. Man spricht dann auch vom Wellencharakter der Materie und dem Teilchencharakter des Lichtes. Beides ist erlaubt und möglich in der Quantenwelt.“

Die Quantenphysik unterscheidet sich von der klassischen Physik unter anderem durch das Messgeschehen. In der klassischen Physik messen wir einen Zustand, der zum Zeitpunkt T bereits vorhanden ist, zum Beispiel die Raumtemperatur. In der Quantenphysik nimmt man an, dass der Zustand eines Systems erst durch die Messung erzeugt wird.

Fachgebiet Quantenphysik: Wie anpacken?

Dass jemand die nötige Fachkompetenz im Bereich Quantenphysik nicht über Nacht und auch nicht in drei Monaten erlangen kann, liegt auf der Hand. Ein gutes wissenschaftliches Verständnis ist die Grundvoraussetzung, fundierte Physikkenntnisse müssen vorhanden sein. Hat man sich ein gutes Wissenspolster in dem Bereich erarbeitet, ist ein Austausch mit einem Fachmann, der einem das eine oder andere besser und/oder anders erklären und Wissenslücken schließen kann, zu empfehlen.

Ja, das kostet viel viel Zeit und Engagement, Durchhaltevermögen und Ehrgeiz. Aber es beschert einen, wenn man Spaß an der Materie hat, sehr lukrative Wortpreise und, wenn man wirklich gut ist, Direktkunden, die einen nicht missen wollen.

(*) Zum Zweck der besseren Lesbarkeit wird in meinen Artikeln auf die geschlechtsspezifische Schreibweise verzichtet und das generische Maskulinum verwendet. Alle personenbezogenen Bezeichnungen und Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat nur redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung.

Header-Bild: ai-generated-8959877_1920 von geralt auf Pixabay