Für und wider Geisterräder
So mancher fragt sich womöglich, was das für Räder sind, die vollständig weiß lackiert meist an Kreuzungen oder engen Straßenabschnitten, festgekettet an einem Straßenschild oder Baum, stehen.
Es handelt sich um sog. Geisterräder, auch Ghost Bikes (engl.) genannt. Ihr Zweck ist es, an Radfahrer (*) zu erinnern, die im Straßenverkehr ums Leben kamen. Sie sollen aber auch sowohl Radfahrer als auch Autofahrer (*) auf Gefahrenstellen hinweisen und zu umsichtigem Fahren ermahnen.
Fakten
- Im Jahr 2024 starben in Deutschland 2.759 Menschen bei Straßenverkehrsunfällen, davon 441 Fahrradfahrer (*) (vorläufige Zahlen des Statistischen Bundesamtes).
- Das bedeutet, dass jedes sechste Straßenverkehrsopfer ein Fahrradfahrer war.
- 2024 wurden insgesamt 92.882 Fahrradunfälle gemeldet.
- Die Zahl der getöteten Radfahrer nimmt zu, bei Pedelec- und E-Bike-Nutzern ist der Anstieg besonders hoch.
- Etwa zwei Drittel der tödlich verunglückten Radfahrer waren 65 Jahre alt oder älter.
- An ca. 70 Prozent der Fahrradunfälle mit Personenschaden waren weitere Verkehrsteilnehmer beteiligt, am häufigsten waren es Autofahrer.
Die Reihe „Talkthema“ soll auf bemerkenswerte, interessante und/oder auch vergessene Begebenheiten hinweisen und meine Leserinnen und Leser dazu anregen, ihre Meinung zu teilen. Die Argumente PRO und CONTRA stammen nicht von mir, sondern von Menschen, mit denen ich über das Thema gesprochen habe, oder deren Standpunkt ich auf einschlägigen Websites (nicht in den social media) gefunden habe.
Historie
Die ersten Exemplare wurden in Deutschland 2008 aufgestellt, während die allerersten Geisterräder 2003 in den USA zu sehen waren. Die weiß gestrichenen Geisterräder werden hauptsächlich vom ADFC (Allg. Dt. Fahrradclub) aufgestellt. Finanziert werden diese aus Spendenmitteln. In der Regel kümmern sich Ehrenamtliche, oft Angehörige der Verstorbenen, um die Geisterräder. Aber auch private Menschen stellen solche Räder auf.
Geisterräder: PRO
Mit den Geisterrädern wird darauf aufmerksam gemacht, dass es für Fahrräder im Straßenverkehr keinen Platz gibt. Der Straßenbau ist auf Autos und Lkw fokussiert, dabei geraten die Bedürfnisse von Radfahrern und Fußgängern in den Hintergrund. Oft sind lediglich Fahrstreifen eingezeichnet, die keinen echten Schutz bieten. Außerdem bieten die Geisterräder einen Ort des Trauerns und weisen auf Gefahren hin.
Geisterräder: CONTRA
Jeder verunglückte Radfahrer ist einer zu viel, aber gilt das nicht auch für jedes andere Opfer eines Straßenverkehrsunfalls? Es gibt zwar auf dem Land hier und da ein Kreuz am Straßenrand, das auf ein Unfallopfer aufmerksam macht. Aber man kann ja nicht für jeden Verkehrstoten ein Mahnmal aufstellen. Warum sollte die Empathie gegenüber verunglückten Radfahrern größer sein als bei Todesopfern von Straßenverkehrsunfällen, die mit einem Motorfahrzeug unterwegs waren? Wer sich im Straßenverkehr bewegt, muss eben vorsichtig sein.
Außerdem sind weiß oder bunt lackierte Räder in manchen Regionen des deutschsprachigen Raums einfach nur Deko oder Werbung, also ein netter Hingucker, vor allem wenn sie mit Blumenkörben geschmückt sind.
Debatte
Was meinen Sie zu diesem Thema? Ich freue mich auf Ihre Kommentare.
(*) Im Hinblick auf eine bessere Lesbarkeit wird das generische Maskulinum verwendet.