Plädoyer für ein respektvolles Miteinander

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Plädoyer für ein respektvolles Miteinander

Was (mir) wichtig ist …

Das Jahr 2023 geht mit all seinen schillernden Facetten und Widersprüchlichkeiten zu Ende. Es war anstrengend und spannend, herausfordernd und zum Teil schwierig, aber auch traurig. Es stimmt mich sehr nachdenklich, was in der Welt geschieht und wie sich unter anderem Europa verändert, aber ich weigere mich, Angstgefühle aufkommen zu lassen.

Ich bin dankbar für Vieles, was ich sowohl privat als auch beruflich erlebt habe, für Kontakte und Rückmeldungen jeglicher Art aus dem Kollegenkreis sowie für die Anerkennung, die mir das Gefühl gibt, ein kleines Mosaiksteinchen auf dem Weg vieler Kolleginnen und Kollegen beizutragen. Ich bin all jenen dankbar, die mit mir über welchen Kanal auch immer in den Dialog treten, auch in kontroversem Austausch – Hauptsache, man bleibt im Gespräch.

Ich bin sprachlos angesichts der Häme und der Diffamierungen, die manche gegenüber ihren Kolleginnen oder Kollegen äußern. Wer der Meinung ist, dass Menschen, die ihre Kraft und Zeit einsetzen, um anderen zu helfen, dies aus niederen Motiven tun oder um Bewunderung, Gegenleistung, Huldigung u. Ä. zu bewirken, ist zutiefst zu bedauern. Wie erbärmlich muss doch das Leben desjenigen sein, der so denkt?! Und wie bedauernswert, wenn solche Gedanken auch noch im Internet verbreitet werden!

Wir wollen doch mit Menschen zu tun haben, die ihr Gegenüber respektieren, auch wenn dieses Gegenüber nicht in das gewünschte Schema passt. Respekt ist nicht gleichbedeutend mit „ich denke wie du“. Respekt ist nicht Synonym von „Huldigung“. Respekt ist die Achtung des anderen in seinem Sein. Und: Respekt ist das Minimum, was ich von jemandem erwarte. Sie /du auch?

Was mich an einem Menschen interessiert, ist nicht seine Gunst, Bewunderung oder Dankbarkeit mir gegenüber. Ich bin neugierig, wie es ihm geht, was er fühlt, wie er die Welt sieht, wonach er sich sehnt, welche Träume er hat und ob er den Mut hat, ihre Verwirklichung in Angriff zu nehmen. Gerne helfe ich ihm ein Stückweit dabei, wenn ich es vermag, und erwarte keine Gegenleistung. Wer bei Hilfe in Dimensionen von Leistung und Gegenleistung denkt, hat ein Problem mit sich.

Ich erfreue mich am Hier und Jetzt und bin neugierig, ob mein Gegenüber das auch tut, ob wir ein kleines Stück des Weges gemeinsam gehen können, ob er in der Lage ist, sich vom Glück des Moments erfüllen zu lassen und diese Freude – seine eigene oder die des anderen – bis in die Zehenspitzen spüren kann, ohne auf das unvermeidbare Haar in der Suppe zu zeigen. Ich will mit Menschen zusammen sein und kommunizieren, die bereit sind, das Gute im anderen zu sehen und das weniger Schöne auch anzunehmen; Menschen, die eigene Verfehlungen und die des anderen akzeptieren; mit Menschen, die zum Dialog bereit sind, auch wenn dieser schwierig sein könnte, Menschen, die zuhören, ohne dem anderen über den Mund zu fahren oder vor den Kopf zu stoßen; mit Menschen, die sich öffnen, wenn sie das Bedürfnis dazu haben, und dem anderen ihr Vertrauen schenken; mit Menschen, die eine ausgestreckte Hand nicht ausschlagen.

Ich bin neugierig auf Menschen, die mit sich alleine sein können, wenn alle fehlen, und die fähig sind, um Zuwendung zu bitten, wenn ihnen die leeren und schweren Momente zu viel werden; und ich freue mich über Menschen, die Zuwendung anbieten, bevor sie darum gebeten werden, weil ihre feinen Antennen erspüren, dass der andere sie braucht; Menschen, für die Respekt selbstverständlich ist.

Ich finde Menschen spannend, die charismatisch und selbstbewusst sind, die weder launisch noch sprunghaft sind und einen dennoch immer wieder aufs Neue überraschen. Menschen mit Herzenswärme, die das Wort „danke“ aufrichtig sagen, die kein Problem haben, sich ernsthaft und mit ganzem Herzen zu entschuldigen, wenn sie in ein Fettnäpfchen getreten sind oder einmal über das Ziel hinausgeschossen haben; Menschen, die nicht vorverurteilen, sondern jedem eine Chance und möglicherweise eine zweite Chance geben.

Menschen, die so wissbegierig wie ich sind, mit denen ich das Feuer in mir teilen kann. Denn wer Feuer teilt, verliert nichts – im Gegenteil. Menschen, die anstelle von billigen Unterstellungen den Mut haben, in den Dialog zu treten, um Missverständnisse aufzudecken; die sich nicht nur die eine Seite anhören, sondern beide Parteien zu Wort kommen lassen. Menschen, die Ideen haben und alles daran setzen, sie umzusetzen. Menschen, die ihre Arbeit lieben und ihre Begeisterung dafür teilen. Menschen, die aus der großen Suppenschüssel des Lebens, in der saftige Fleischstücke, leckere Gemüsestifte und feine Nudeln schwimmen, nicht nur herausschöpfen, was sie brauchen, sondern auch etwas hineintun, damit auch andere etwas davon haben. Menschen, die mit random acts of kindness ihr Leben bereichern und anderen eine Freude bereiten, weil sich ihr Herz daran erfreut.

In diesem Sinne wünsche ich Euch und Ihnen allen und Euren / Ihren Lieben besinnliche Weihnachten und für 2024 alles erdenklich Gute.

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