Aufgelesen und aufgeschnappt – heute: krawattiert.
Am Anfang war das Wort. Genauer gesagt (und anders gemeint): Es waren viele und werden immer mehr. Immer neue, schöne und weniger schöne, die Gutes und weniger Gutes beschreiben. Diese Wertung bleibt jeder und jedem überlassen. Es geht hier einzig und allein um „das Wort“.
Auf meinem Weg durch die Welt fällt mir immer wieder ein interessantes oder neues oder mir unbekanntes oder witziges oder [Adjektiv Ihrer Wahl einsetzen] Wort auf. Kürzlich las ich das Adjektiv „löffelrein„. Löffelrein bedeutet zum Beispiel bei einem Joghurtbecher, dass der Inhalt schön ausgelöffelt, ausgekratzt oder – wer mag – mit dem Finger ausgewischt (Hundemuttis und -vatis lassen nicht selten ihren Vierbeiner diese Aufgabe erledigen) wird, bevor der Becher in die Recyclingtonne geworfen wird. Nein, spülen sollte man/frau den Becher nicht extra, denn das würde die Ressource Wasser verschwenden – es sei denn, es ist gerade Spülwasser in Gebrauch in der Waschschüssel.
Mein heute aufgeschnapptes Wort lautet: krawattiert. Die Bedeutung „eine Krawatte tragend, mit einer Krawatte am Hemdkragen ausgestattet“ dürfte allen klar sein, das Wort ist auch nicht neu, aber nicht ganz geläufig. So lesen wir aktuell beispielsweise auf Zeit online, dass Wirtschaftsminister Robert Habeck in Katar „realpolitisch krawattiert die Hände der Scheiche und Emire“ schüttelt. In einer Zeit, in der hohe Amtsträger, Nachrichtensprecher und TV-Experten mit offenem Hemdkragen ohne schlechtes Gewissen lässig und locker auftreten, trägt der Grünen-Politiker Habeck Krawatte – und nicht nur in Katar.
Doch das Adjektiv krawattiert hat noch eine andere Bedeutung. Geht es um Nähkunst und Schnittmuster heißt es zum Beispiel: „Kleid mit Schalkragen, der vorn in einer Schleife krawattiert“, was nichts anderes heißt als: ähnlich wie eine Krawatte gebunden wird.
Der Krawattier ist der Krawattenmacher oder -hersteller.