Ente gut, alles gut

2
Ente gut, alles gut

Sprachliches zum Wort Ente

Das französische Wort für Ente – le canard – hat eine ganze Reihe unterschiedlicher Bedeutungen und kommt in relativ vielen französischen Redewendungen vor. Auf geht’s zum Entenrundgang.

Was jeder weiß: Die Füße der Entenvögel sind mit Schwimmhäuten versehen (les canards ont des pattes palmées). Der Schnabel (le bec) ist verhältnismäßig breit, das Gefieder  (le plumage) ist sehr dicht. Entenvögel wurden schon früh domestiziert (domestiquer). Ihr Fleisch, ihre Eier und ihre Federn (leur chair, leurs œufs et leurs plumes) werden genutzt. Canard ist übrigens der Sammelbegriff, das Weibchen heißt la cane, der Erpel le malard, das Entenküken le caneton.

Als Canard à l’orange (Ente mit Orange) hat die Ente schon früh ihren Einzug in die Haute Cuisine geschafft. Weitere Zubereitungen sind zum Beispiel: le magret de canard, la mousse de foie de canard au porto, le confit de canard, le canard pékinois (Peking-Ente)…

Wenn ich sage „le matin, en prenant mon petit déjeuner, je lis mon canard“, dann bedeutet das umgangssprachliche Wort „canard“ die Zeitung, eigentlich ein „Käseblatt“, aber es gilt auch für regionale oder nationale Tageszeitungen.

Eine in Frankreich sehr beliebte Wochenzeitung ist  Le Canard enchaîné, eine satirische Zeitung, die sich strikt weigert, auch online zu quaken (cancaner ou nasiller), wie es auf der Website erläutert wird, und unumstößlich an „Papier und Tinte“ (encre et papier) festhält. Übrigens: In Deutschland macht die Ente quak-quak und in Frankreich couin-couin.

Eine falsche Nachricht, die verbreitet wird, heißt un canard, eine Ente, aber eher im Sinne von Gerücht. Beispiel: Lucien avait raconté que Paule avait démissionné, mais c’est un canard.

Auch das häßliche Entlein (nach dem Märchen des dänischen Schriftstellers Hans Christian Andersen) gibt es in Frankreich: le vilain petit canard.

Il fait un froid de canard meint einfach: Es ist sehr kalt, affenkalt.

Die bekannte Schnabeltasse im Krankenhaus heißt umgangssprachlich  le canard.

(se) faire un canard sagt man, wenn jemand ein Stück Zucker (das übrigens in Frankreich doppelt so groß ist wie in Deutschland) in Kaffee, Rotwein oder etwa in Schnaps eintunkt, um es dann auf der Zunge zergehen zu lassen (tremper un morceau de sucre dans le café ou de l’eau-de-vie pour le faire fondre sur la langue).

faire le canard = abtauchen
Beispiel: Il demanda à Marcel de lui rendre l’argent qu’il lui avait prêté. Sur ce, Marcel fit le canard.

Der Ausdruck ça ne casse pas trois pattes à un canard bedeutet: das haut einen nicht vom Hocker. Bezogen auf eine Person jedoch: Il ne casse pas trois pattes à un canard = er hat die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen (franz. auch noch: il n’a pas inventé l’eau chaude / le fil à couper le beurre).

nager comme un canard = gut schwimmen können

un canard nennt man auch ein falsch gespielte Note in einem Musikstück, umgangssprachlich un couac.

1968 drehte Michel Audiard den Film „Il ne faut pas prendre les enfants du bon Dieu pour des canards sauvages“. Dieser Filmtitel ging in die Alltagssprache ein und bedeutet so viel wie:  il ne faut pas considérer les autres comme des imbéciles, also „man sollte andere nicht für dumm verkaufen, für blöde halten.

Die Walt Disney Originalfigur des Scrooge McDuck, auch $crooge McDuck, also des extrem geizigen Dagobert Duck, heißt in Frankreich Picsou (von: piquer des sous). Ein „sou“ ist eine ehemalige französische Münze und Währungseinheit; heute bezeichnen „des sous“ umgangssprachlich Geld, in Deutsch würde man „Penunzen“ sagen.

  1. „Die bekannte Schnabeltasse im Krankenhaus heißt umgangssprachlich le canard.“

    Das ist lustig: In deutschen Krankenhäusern ist die Ente das, was man unter den Popo geschoben bekommt, wenn man nicht aufstehen und somit auch nicht zur Toilette gehen darf …

    😉

LEAVE A REPLY

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .