Oldie-Geschichten (1): von Lassie, Daktari und Co.

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Oldie-Geschichten (1): von Lassie, Daktari und Co.

Neulich bin ich einer älteren Frau begegnet …

In einem Telefonat mit meiner 75-jährigen Schwester erwähnte ich kürzlich: „Neulich bin ich einer älteren Frau begegnet.“ Meine Schwester fragte, wie alt die ältere Frau denn war. Ich hielt kurz inne, und mir wurde klar: Die „ältere Frau“ war in etwa so alt wie ich. Tataaaa

Was ist übrigens „alt“? Als ich in den 1960er Jahren Kind war, waren Menschen mit 60 schon „alt“. Meine deutsche Oma, Jahrgang 1896, Schneiderin von Beruf, trug schon mit Ende 50 meist dunklere Farben und gedeckte Stoffmuster. Sie hätte sich niemals die Fingernägel lackiert und wäre nie strumpflos – auch nicht bei 30 Grad Hitze – aus dem Haus gegangen. So etwas schicke sich nicht für eine ältere Dame, meinte sie. Das verhält sich heute anders.

Zahlen

2022 betrug der Anteil der Ü65-Menschen in Deutschland 22 %, gegenüber 15 % im Jahr 1991, 2030 werden es 28 % und 2060 bereits 30 % sein (Quelle: Statistisches Bundesamt). Da geht der Begriff der alternden Gesellschaft um. Aber ist es nicht so, dass die Alten – und dieses Wort meine ich keineswegs abwertend – unser Bild vom Alter immer älter aussehen lassen?

Fakt ist, dass die Sechzigjährigen heute so gesund sind wie die Vierzigjährigen vor einhundert Jahren. Und geistig fit wie die Fünfzigjährigen vor zehn-zwanzig Jahren. Kein Grund also, vor dem Älterwerden Angst zu haben. Und erst recht kein Grund, sich über Ältere zu mockieren. 2023 beteiligte ich mich an einer Debatte in einem Fachforum in den social media und berichtete kurz über meine Erfahrung in der Frage, um die es ging. Da antwortete eine junge Kollegin auf meinen Kommentar: „Na ja, du zählst ja zur älteren Generation“, hängte gleich drei lachende Smileys an und schob ein „no offense“ hinterher, wohl in der Meinung, das würde alles entschuldigen.

Drei Gruppen

In den USA werden die „elderly citizens“ grob in drei Gruppen eingeteilt: die „Go-go’s“, die „Slow-go’s“ und die „No-go’s“. Auf den ersten Blick wirken diese Bezeichnungen möglicherweise etwas salopp, aber sie sind durchaus aussagekräftig und, wenn ich das so sagen darf, (positiv) typisch amerikanisch.

Die Go-go’s bezeichen die jungen, fitten, unabhängig lebenden und nur kalendarisch alten, noch hochmobilen Senioren, die mit Pedelec, Wanderschuhen und Wohnmobilen die Welt erkunden, auf Kreuzfahrtschiffen unterwegs sind und in den Werbespots kraftvoll auftreten.

Die Slow-go’s sind Senioren mit leichten Beeinträchtigungen, die ggf. leicht hilfsbedürftig sind. Sie lassen es ruhiger angehen, haben ihre Interessen auf Familie, Enkelkinder, Heim und Garten verschoben, um achtsam ihre „Restgesundheit“ möglichst lang zu erhalten.

Und schließlich bezeichnet die Gruppe der No-go’s die hilfsbedürftigen und pflegebedürftigen Senioren mit schwereren Beeinträchtigungen, die sich meist nicht mehr oder nur schwer allein bewegen können und zur Klientel der Pflegedienste, Gehhilfen, Rollstühle und Treppenlifte gehören.

Vorteile? Nachteile?

Da kein Mensch einen Einfluss darauf hat, wann er geboren wird, und niemand die Zeit zurück- oder vordrehen kann, ist es meiner Meinung müßig, von Vor- oder Nachteilen des Jünger- oder Älterseins zu sprechen. Das ist wie mit dem Wetter: Man muss es nehmen, wie es ist.

Ich kann für mich sagen, dass ich keineswegs alt und grau bin, nicht an Ruhestand und Tristesse denke und meine Zeit auch nicht mit Trübsalblasen verbringe. Im Gegenteil. Ich genieße die Freiheit, wann auch immer das zu tun, wozu ich Lust und Laune habe, kann mir die Rosinen des Lebens herauspicken und blicke auf zahlreiche lehrreiche Erfahrungen und interessante Begegnungen zurück. Das ist einfach unbezahlbar! Dem gegenüber stehen die kleinen Wehwehchen und Einschränkungen, die das Älterwerden mit sich bringt. Bei manchen Videos von hüftschwingenden Tänzern wird mir allein vom Zusehen schon ganz … plümerand (wie meine Oma gesagt hätte).

Die Story von heute

Gestern unterhielt ich mich länger in unserem Garten mit einem 20-jährigen Studenten. Zwanzig Jahre, das bedeutet, dass ich de facto dreimal so alt bin wie er. Unser Gespräch war keineswegs von der Sorte „alte Oma vs. junger Kerl“ – im Gegenteil. Unsere Themen? Quer durchs berühmte Gemüsebeet.

Ich erklärte ihm vor einem großen Apfelbaum, dass ich nicht mehr auf die oberste Stufe einer Leiter steige, wenn ich allein zu Hause bin, da unser Terrier Freddy nicht wie Lassie auf mein Geheiß Hilfe holen würde. Lassie? Von der gleichnamigen Fernsehserie mit der einmalig klugen Colliehündin hatte „mein“ Student – nennen wir ihn Moritz – noch nie gehört. Genauso wenig wie von dem schielenden Löwen Clarence und dem Chimpansen Judy aus der TV-Serie Daktari, die damals im ZDF zur selben Zeit wie die ARD-Sportschau am Samstagvorabend lief, sodass wir Kinder immer erst nach etwa zwanzig Minuten in die aktuelle Folge einsteigen konnten, wenn unser Vater die Bundesliga-Ergebnisse gesehen hatte. Ein wöchentliches Drama.

Und das gleiche gilt für die Serie Raumschiff Enterprise, den Vorläufer von Star Trek. Letzteres kannte Moritz, die TV-Serie Raumschiff Enterprise jedoch nicht. Captain Kirk und Mister Spock, Dr. McKoy alias Pille und Lieutenant Uhura – die Helden meiner Kindheit. Seltsamerweise habe ich mich danach nie wieder für Science Fiction in irgendeiner Form interessiert.

Ach, und wie könnte ich jemals Ben Cartwright und seine drei Söhne Adam, Hoss und Little Joe auf ihrer Ranch Ponderosa aus der TV-Serie Bonanza vergessen! Sie lief immer sonntags um 18 Uhr. Leider musste ich kurz vor halb sieben zum Bus, der mich nach Straßburg brachte, sodass ich nie das Ende einer Folge sah. Noch ein Drama.

Und Sie? An welche TV-Serie aus Ihrer Kindheit erinnern Sie sich noch?